von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Die Überraschung war der Fund von Oolith ("Algenkalk" oder "Rogenstein"), also einen Kalkstein aus oder mit mehr oder minder runden Kügelchen in einer Größe von etwa 0,5 bis 3 mm Durchmesser. Diese bilden sich im Meer bei geringer Wassertiefe von etwa 2 m, wie man aus rezenten Beobachtungen, z. B. auf den Bahamas oder am Persischen Golf, weiß. Dabei wird das gelöste Calcium im Meerwasser von (Cyano-)Bakterien und/oder Algen als Calciumcarbonat bei erhöhtem Salzgehalt um den im Wasser aufgewühlten Detritus gefällt. Diese winzigen Partikel schweben zunächst, da der Auftrieb im Salzwasser deutlich höher ist als im Süßwasser; dies trifft insbesondere für Flachwasserzonen zu, da hier die Verdunstung höher ist als im offenen Meer. Damit steigt hier die Salzkonzentartion. Diese kleinen Konkretionen wachsen dann allseitig weiter, bis das Gewicht ein Schweben verhindert, so dass diese am Meeresboden abgelagert werden; auch werden die durch den Wellengang noch bewegt und auch hier können die weiter wachsen. So kann man zwanglos die meist verblüffende gleichmäßige Größe der Kügelchen (Ooide) erklären. Wahrscheinlich ist das Ausfällen auch saisonal bedingt gewesen, so dass man damit die Schichtung in Geiselbach erklären kann. Also liegt die Schule in Geiselbach an einem Ort, der vor 250 Millionen Jahren der Uferbereich eines Flachmeeres war, in dem unter tropischen Bedingungen Ooide entstanden; Geiselbach lag zu der Zeit dort, wo sich heute die Sahara erstreckt. Die Auflast der später gefällten Kalkschlämme führten zu einer Kompaktion und die dann folgenden Bedingungen der Gesteinsbildung (Diagenese) eines Kalksteins mit einem deutlichen Magnesium-Gehalt. Damit wurde das Gestein fest. Funde von bis zu 3 cm großen Brachiopoden im gleichen Aufschluss bestätigen, dass zumindest zeitweise auch Mollusken in dem Wasser leben konnten. Mit der Überlagerung des Bröckelschiefers (Tongrube in Geiselbach) und des Buntsandsteins mit einer Mächtigkeit von etwa 500 m wurde das Gestein weiter kompaktiert.
Vor etwa 160 Millionen Jahren kam es im gesamten Spessart zum Aufdringen von hydrothermalen Lösungen, die vor allem die Spalten mit Baryt (Schwerspat) füllten (LORENZ 2010:559ff). Dabei wurden die Zechstein-Kalke mehr oder minder in Zechstein-Dolomite umgewandelt. Dabei ging an vielen Orten die ursprüngliche Gesteinstruktur verloren und es bildete sich ein zuckerkörniges, marmorähnliches Gefüge aus (Metasomatose). Zwischen den Ooiden bildeten sich dendritenförmige Mangan- und Eisenhydroxide, die aber erst im Anschliff erkennbar sind und vermutlich erst spät gebildet worden sind. Hier in Geiselbach war die Umwandlung nur schichtweise massiv, so dass ursprüngliche Gefügestrukturen wie die Oolithe erhalten blieben. Während der letzten Kaltzeit wurde der Fels durch den Frost- und Tauwechsel gelockert und zerbrochen. Im Bereich der Klüfte und Risse hat das in den Fels bis heute eindringende Regenwasser den Dolomit gelöst und die Kügelchen selektiv herauspräpariert, aber auch die Calcit-Krusten hinterlassen.
Oolithische Gesteine sind auch in Deutschland nicht selten und können beispielsweise auch in braunen Eisenhydroxiden (Goethit) vorliegen, so dass man diese im großem Umfang als Eisenerz abbaute (Salzgitter). Und als geschätzter Baustein im am Harzrand und Braunschweig als "Rogenstein" (GRIMM 2018:422f) oder die berühmten, weißlichen Barrois-Oolithe aus der Umgebung von Savonnieres-en-Perthois in Frankreich als Werkstein für sakrale Bauwerke und Skulpturen (LEHRBERGER et al. 2015). Man findet diese Steine auch oft als alte Grabsteine auf alten Friedhöfen bzw. in deren historischen Teilen.
Links: Kalksandstein, bruchrauh, von Dörrmorsbach,
Bildbreite 6 cm
Rechts: Zechstein-Kalk, leicht angelöst und die Poren sind von
kleinen Calcit-Kristallen ausgekleidet,
Bildbreite 14 cm
Nun gibt es auch Kalksteine, die einen hohen Gehalt an Quarz
in der Form von ehemaligem Sand enthalten, also ein
carbonatreicher Sandstein mit Calcit als Porenfüller und
Bindemittel. Dazu etwas Ton und als Bestandteil des Sandes noch
Feldspäte und Glimmer in Spuren (nach einer
röntgendiffraktometrischen Analyse 000/515). Dieser gut
gebankte, aber sehr unscheinbare Fels war bei Dörrmorsbach in
einem Straßenanschnitt aufgeschlossen. Bemerkenswert ist die mit
3 mm Größe der unterschiedlich orientierten Calcit-Kristalle,
die eine Genese als aus dem auflagernden Löss ausschließen. So
liegt hier eine merkwürdige Randfazies von Zechstein-Sedimenten
vor, die nach meinem Kenntnisstand von keiner anderen Stelle des
Spessarts beschrieben worden ist.
Das Erkennen als Sediment aus der Zeit des Perm ist nur aufgrund
der Verbandsverhältnisse möglich.
Andreas VÖLKER fand auch eine Lage mit einem reinen, weißgrauen
Kalkstein mit einer deutlichen Schichtung (Algenlaminate?), so
dass es sicher ist, dass es sich um permische Kalke handelt. Das
poröse und feinkörnige Gestein ist an den Klüften
schichtabhängig unterschiedlich angelöst. Die Poren und
Hohlräume sind mit kleinen Calcit-Kristallen überkrustet.
Im Autoklaven hergestellte, in der Regel schneeweiße Kalksandsteine (KS) nach DIN EN 771-2 sind als (feuer-)beständiger Baustoff weit bekannt und werden beispielsweise in einer Fabrik der Fa. Rodgauer Baustoffwerke GmbH & Co. KG zwischen Dudenhofen und Babenhausen als Unika Kalksandstein hergestellt. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass das dominierende Bindemittel im technischen Kalksandstein kein Calcit (CaCO3), sondern die zu den Zeolithen gehörende Phase Tobermorit (H2Ca5[Si3O9]2·4H2O) ist, die sich bei der hydrothermalen Druckhärtung bildet.
Die Kiesgrube der Fa. Weber Industriewerke baut pleistozäne Sande
und Kiese zwischen dem Theresienhof und Kirschfurt ab. Dabei kann
man zwischen warmzeitlichen
und kaltzeitlichen Sedimenten - mit Driftblöcken - unterscheiden.
Die Basis wird vom Buntsandstein gebildet, der in der Grubensohle
ansteht,
aufgenommen am 15.10.2016
Über den Sanden und Schotterkörpern ist eine ca. 2 m mächtige
Tonsteinlage aus einem sehr bildsamen,
feinkörnigen und einschlussfreien Ton angeschnitten,
aufgenommen am 15.10.2016
Die sandige Basis des Tonsteins ist sehr eisenreich und es kam zu
einer Ortsteinbildung, die aus Eisenhydroxiden (Goethit?) besteht,
links aufgenommen am 15.10.2016,
rechts Bildbreite 4 cm.
Die Fa. Fritz Weber GmbH & Co. Miltenberger
Industriewerk KG
aus Bürgstadt betriebt seit Jahren eine Kirsgrube bei Kirschfurt
in
der ältere Mainsedimente aufgeschlossen sind; die bereits
abgebauten
Teile sind abgeböscht und begrünt.
Die bunten Sande mit gering mächtigen Einschaltungen von
Schotterkörpern führen nur
wenig Gerölle. Bei den Geröllen dominieren die Sandsteine;
Kalke, Horsteine und Kieselschiefer fallen zwischen dem
Sandstein auf. Nur in den kaltzeitlichen Lagen sind auch
spärlich Driftblöcke enthalten. Die Sandschichten sind teilweise
weiß, aber oft
braun mit Eisenoxiden verfärbt. Die Färbung tritt sowohl
schichtgebunden als auch in der Form von Girlanden und wolkigen
Schattierungen
auf.
Im höchsten Teil der Kiesgrube ist ein hell- bis dunkelgrauer,
teils bräunlicher Tonstein angeschnitten, den man aufgrund der
Lage und der darunter liegenden Sedimenten ins Altpleistozän
stellen kann. Holzreste oder organische Reste ließen sich nicht
beobachten. Der Ton staut das Niederschlagswasser von oben, so
dass es an der Grenze der Tonlage austritt. An der Basis ist der
Sand bzw. der Ton mit
braunem Eisenhydroxid durchsetzt, so dass braune Schattierungen
vorherrschen. Die Grenze zwischen Ton und Sand wird durch einen
Ortstein aus Eisenhydroxid (ein nahezu röntgenamorpher Goethit)
markiert, der stellenweise bis zu 1 cm dick ist.
Sand - bunter Sand!
Bunte, durch Eisenoxide und ~hydroxide gefärbte und entfärbte
pliozäne Sande, die durch tektonische Bewegungen verstellt
sind, Bildbreite etwa 2 m,
aufgenommen am 05.11.2016
In der Sandgrube in Alzenau wird seit vielen Jahren Sand zu
Bauzwecken gewonnen. Dabei werden die Dünensande, aber auch die
darunter liegenden Sande
aus dem Pleistozän bis ins Pliozän abgebaut und dabei
frei gelegt (SEIDENSCHWANN 1980). In dem geologischen Archiv
kann man tiefe Einblicke in die Klimageschichte unserer Region
gewinnen. Am Samstag, den 30.12.2016 hatten die 30 Besucher aus
Mitgliedern des Naturwissenschaftlichen Vereins Aschaffenburg
und zahlreiche
Gäste die Gelegenheit, unterhalten vom Quartärgeologen Dr.
Günter SEIDENSCHWANN von der Wetterauischen Gesellschaft
in Hanau, durch die letzten 3 Millionen Jahre Erdgeschichte
unter
Alzenau geführt zu werden.
Der Naturwissenschaftliche Verein in der Sandgrube in Alzenau,
aufgenommen am 30.12.2016
Die zeitliche Abfolge der sandig- bis tonigen Schichten reicht vom Jetzt über das Würm bis zu weiteren Warm- und Kaltzeiten (mit Schichtlücken) bis ins Pliozän, aber auch ohne eine genaue Einordnung zu ermöglichen.
Folgende Besonderheiten wurden vorgestellt:
Sand wie in Alzenau ist ganzseitig abgebildet in
FOSSEN, Haakon (2010: Structural Geology.- 1. Aufl., 463 p.,
[Cambridge University Press] Cambridge, UK. auf S. 332 als
Einstieg für das Kapitel 17. Die Legende dazu findet sich auf S.
456 mit dem Text, dass es sich um Sande mit Toneinlagerungen
handelt, die an einem Kliff am Meeresufer (N 57° 24´ 49,29´´ E
9° 44´ 44,19´´) von Nørre Lynby, Jylland, Dänemark, zu sehen
sind.
Von den Aufschlüssen wurden Lackprofile zur Erhaltung
gezogen. Diese Ensemble an geologischen Besonderheiten würde
ausreichen, um den Status eines Geotops zu erlangen. Nach meiner
Meinung sogar so einzig, dass man es zu den hundert schönsten
Geotopen in Bayern zählen kann.
Leider kann man solche Sandformationen im Freien nicht dauerhaft
konservieren, denn Regen und Wind,
wie auch Pflanzen zerstören diese Formen in sehr kurzer Zeit. So
bleibt das Foto, die Beschreibung und die Erinnerung.
Durch Windschliff geglättete Platte des Ortsteins aus
Goethit,
aufgenommen am 15.06.2017
Sehr harte und beständige Konkretion aus dem Sand mit
Goethit, in geologischer Zeit zerbrochen und an der Grenze
zwischen Pleistozän und Pliozän
abgelagert,
Bildbreite links 18 cm,
rechts im Ausschnitt 2 cm.
Strahlig aufgebaute Konkretion aus den Tertiärsanden, dessen
Sandkörner mit einem fast schwarzen Manganoxid verkittet
sind,
Bildbreite 10 cm
Sicherheitshinweis - Achtung!
Die Sandgrube ist ein Betriebsgelände. Die Wände
und steilen Böschungen in der Sandgrube
sind nicht immer sicher, wie man an den abgerutschten Sandmassen
sehen kann. Als Besucher darf man nicht bis umittelbar an die
Wände gehen, denn die Sandmassen können sich unvermittelt lösen
und
abbrechen. Sie können einen Menschen verschütten und aufgrund
des Gewichts des Sandes kann das lebensbedrohend sein, denn eine
eigene
Befreiung ist nicht immer möglich. Besonders gefährlich sind
Wetteränderungen wie Tauwetter nach Frost und starker Regen.
Die hier vorgestellten Böschungen und Formen sind den weiteren
Abbauarbeiten zum Opfer gefallen, so dass man davon nichts mehr
sehen kann.
Sandgrubenbegehung am 22.01.2017
Foto links Thomas RÖHRS und rechts Heiko
PAUTHNER
Die "Dünenpredigt" durch Joachim Lorenz, wie es ein Zuhörer
treffend einwarf. Zur Sandgruben-Führung am Sonntag, den
22.01.2017, initiiert durch den
Akzenauer Bürgermeister Dr. Legler, kamen
bei einem trocken-frostigen Eiszeitwetter 185 Besucher! Die
in warme Kleidung eiszeitmäßig gekleidet, sahen
kaltzeitliche Dünensande, Würgeböden, ein humoser
Thephra-Boden, Eiskeile, Schichtlücken, Staffelbrüche und
bunte Sande aus dem Pliozän. Im Anschluss
konnten die geduldigen und interessierten Besucher einen
echten Backenzahn eines Mammut (das wohl bekannteste Tier der
letzten Eiszeit) in die Hand nehmen.
Peter UNKELBACH aus Stockstadt schuf mit dem Alzenauer Sand eine
19 cm lange Sandflasche!
Und noch eine Autobahnbaustelle der A3
am Almosenberg bei Bettingen:
Oberer Buntsandstein!
Driftblock eines Orthogneis in
Großwelzheim -
ein Eiszeitrelikt.
Gneis-Driftblock am Ende der Straße "Am Wörth" in
Karlstein-Großwelzheim,
aufgenommen nach dem Freischneiden am 28.01.2017
Geht man die Straße "Am Wörth" in Richtung Main, so liegt
auf der linken Seite nach dem letzten Haus ein grob dreieckiger
Driftblock aus einem Muskovit-Biotit-Gneis mit einem geschätzten
Gewicht von 5 - 6 Tonnen (das genaue Gewicht kann nicht
ermittelt werden, weil die Form auf der Unterseite nicht genau
bekannt ist). Der gut gerundete Felsblock stammt nach den
Ausführungen von Herrn Karl POPP aus dem Main, als der um das
Jahr 1969 - 70 im Bereich der früheren Schleuse ausgebaggert
worden ist (Geologische Karte 1:25.000 Blatt
5920 Alzenau R 3500247 H 5545519).
Solche Orthogneise sind mainnah aus Stockstadt und am
Mainufer von Aschaffenburg
bekannt. Somit ist der Block per Eisdrift von dort mit dem Main
antransportiert worden. Nach meinem Kenntnisstand ist dies einer
der größten Gneisbrocken, die aus den Mainschottern bekannt
sind. Die gute Rundung ist nicht im Main durch Rollen erzeugt
worden, sondern es ist eine Folge der tertiären
Tiefenverwitterung, die solche Kernsteine erzeugt, die bereits
im Anstehenden einen hohen Rundungsgrad aufweisen.
Der Transport via Eisdrift funktionierte so, dass
der am oder im Main liegende Stein in der letzten Kaltzeit, als
der Main im Winter völlig zufror, vom Eis eingeschlossen wurde.
Beim Tauen wurde dann der Stein wie mit einem Floß verschoben;
das Eis muss dann einen so großen Auftrieb erzeugt haben, dass
der Block schwimmen konnte. Bis hierher musste der Vorgang
vermutlich mehrfach erfolgen, um den Weg zurück zu legen. Ein
Fluss wie der Main kann - und konnte - bei dem geringen Gefälle
und der relativ kleinen Wasserführung Steine dieser Größe mit
der Wasserströmung
nicht bewegen.
Solche Felsblöcke werden in den Kiesgruben
der Region hin und wieder gefunden. Diese werden meist zur
Gartengestaltung verwandt.
Östlich von Niedermittlau gibt es eine Schar von Gräben, die als "Franzosenlöcher" bekannt sind.
Dabei handelt es sich um ein Grabensystem und nicht um die Reste eines ehemaligen Begrwerks. Nach einem entsprechenden Hinweis hatte ich das 2009 in einer Begehung geprüft. Die aufgrund der steilen Schultern sehr jungen Erosionsgräben, die nach Südosten weisenden Rinnen im Löss sind vermutlich eine Folge der mittelalterlichen Erosion, als die Berge entwaldet waren. In der Grenze zwischen dem Bröckelschiefer und dem Buntsandstein gelegen, hatte man lokal vermutet, dass es sich um Spuren eines alten Bergbaues handelt. Dies konnte weder durch Erzfunde noch durch Halden oder Pingen gestützt werden. Ein "Eisenstein"-Vorkommen ist tiefer liegend und in einer Distanz von etwa 400 m in den Zechstein-Sedimenten in der Geologischen Karte 1:25.000 kartiert.Das Glitzern des derben Goethits wird durch die Einlagerung
von bis zu 0,4 mm großen, idiomorphen und doppelendigen
Quarzkristallen verursacht.
Der Bröckelschiefer wurde bei Bauarbeiten in Aschaffenburg frei gelegt.
In den Böschungen (Geologische Karte 1:25000 Blatt 6021 Haibach R 3512383 H 5536395)) einer Baugrube für ein Parkhaus in Aschaffenburg wurde an der Josef-Dinges-Str. eine etwa 2 m hohe Böschung im Bröckelschiefer (Fulda-Formation) frei gelegt. Die Baugrube befindet sich nur wenige hundert Meter von dem Baumarkt "Bauhaus" entfernt an einem Kreisel.Der Aufschluss erinnert an den ehemaligen Steinbruch "Frau
Holle" am früheren Touristenheim am Ende der Bebauung gegen
Haibach, der 1931 noch bestand und bereits in den 1960er Jahren
zugeschüttet und eingeebnet war (WEINELT 1962:100f, Abb. 17).
Ein weiterer Bröckelschiefer-Aufschluss schuf eine
Baustelle bei Lanzingen
(Biebergemünd)
Bei Bauarbeiten für einen Rundholz verarbeitenden Betrieb wurde
der Bröckelschiefer in Biebergemünd (Lanzingen) frei gelegt. In
der Böschung sind markante
Sandsteinbänder erkennbar, die die horizontale Lagerung des
Tonsteins anzeigen. Im rechten Foto ist eine Störung zu sehen. Die
Scholle in der rechten Bild-
hälfte gekippt, was an eine Verwerfung erinnert und dazu führt,
dass die hellen Bänder tiefer liegen. In der Verlängerung ist eine
weitere Störung und ganz im Osten eine tertiäre Überprägung des
Tonsteins aufgeschlosen.
Aufgenommen am 07.09.2019.
Der Bröckelschiefer ist hier in Biebergemünd (im
Industriegebiet zwischen Lanzingen und Kassel) mehr als 15 m
mächtig. Er wird überagert von dem Verwitterungsschutt des
Buntsandsteins. Diese sandigen bis tonigen Hangschutte sind weiß
gebleicht und enthalten bis zu 30 cm große, ebenfalls gebleichte
Sandsteinbrocken; teils sind diese mit einer dünnen Kruste aus
Eisen- und Mangenoxiden umgeben, die sich auch auf den
Bruchflächen des unmittelbar darunter befindlichen Tonsteins im
Bröckelschiefer fortsetzen können. In dem sehr großflächigen
Aufschluss wird das Liegende aus den Zechstein-Carbonaten nicht
erreicht. Konkretionen oder mineralisierte Störungen wurden
nicht angetroffen. In dem Bröckelschiefer sind wenig oder kaum
gebundene, gelbliche Sandstein-Bänder eingeschaltet, die sich
farblich wie auch durch die selektive Verwitterung abzeichnen.
In den lagenweise glimmerreichen Tonsteinen sind auch
Reduktionshöfe, lagenweise auch Bleichungen und Entfärbungen
entlang von Klüften zu sehen.
Den wertvollen Hinweis zur Baustelle gab Peter WARMBOLD vom
Geschichtsverein Biebergemünd.
Das Gestein erinnert sehr augenfällig an die Kalksilkatfelse aus Laufach,
frei gelegt beim Tunnelbau zwischen Laufach und
Heigenbrücken:
Kalksilkatfels aus dem Marmorvorkommen von Hochstädten bei
Auerbach
im Odenwald, angeschliffen und poliert,
Bildbreite 12 cm
Literatur:
BECKER, H. (2016): Die Gesteine Deutschlands. Fundorte -
Bestimmung - Verwendung.- 322 S., 529 farb. Abb., [Quelle &
Meyer Verlag GmbH & Co.] Wiebelsheim.
BÜCKING, H. (1892): Der Nordwestliche Spessart.- Abhandlungen
der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt, Neue Folge
12, VIII + 274 S., 1 geolog. Karte, 3 ausklappbare Tafeln mit 11
farbigen
Profilen, [S. Schropp´schen Hof-Landkartenhandlung] Berlin.
GEYER, G. (2010): 9. Perm (Rotliegendes, Zechstein und
Bröckelschiefer.- S. 93 - 102, 9 Abb., 2. Tab.- in LORENZ
(2010).
GRIMM, W.-D. (2018): Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der
Bundesrepublik Deutschland Teil II: Bildband.- 2. Aufl., 536 S.,
Sehr viele, teils farb. Abb. im Text, [Ebner Verlag] Ulm.
LEHRBERGER, G. & PLEHWE-LEISEN, E. [Hrsg.] (2015):
Barrois-Oolithe. Vorkommen, Verwendung, Verwitterung und Erhaltung
von Kalksteinen aus der Umgebung von Savonnières-en-Perthois und
Morley im Department Meuse in Frankreich.- Münchner
Geowissenschaftliche Abhandlungen Reihe B
Ingenieurgeologie Hydrologie Geothermie 22, 428 S.,
zahlreiche, teils
farb. Abb., Grafiken, Tab., [Verlag Dr. Friedrich Pfeil]
München
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G.
HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine.
Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende
Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische,
geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche
Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- IV + 912 S., 2.532
meist farbigen Abb., 134 Tab. und 38 Karten (davon 1 auf einer
ausklappbaren Doppelseite), [Helga Lorenz Verlag] Karlstein.
LORENZ, J. (2017): Nur Sand? Die Sandgrube in Alzenau. - NOBLE
Magazin Aschaffenburg, Ausgabe 03/2017, S. 70 - 82, 10 Abb.,
[Media-Line@Service] Aschaffenburg.
MATTHES, S. & OKRUSCH, M. (1965b): Spessart. - Sammlung
geologischer Führer 44, X, 220 S., Berlin (Borntraeger).
OKRUSCH, M., STREIT, R. & WEINELT, W. (1967): Erläuterungen
zur Geologischen Karte von Bayern 1:25000 Blatt Nr. 5920 Alzenau
i. Ufr.- 336 S., 48 Abb., 25 Tab., 5 Beilagen, Bayerisches
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OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und
Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer
Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils
farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm)
[Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
PRÜFERT, J. (1969): Der Zechstein im Gebiet des Vorspessarts und
der Wetterau. Seine Stratigraphie, Fazies und Paläogeographie.-
Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der
Math.-Naturwiss. Fakultät der
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[Selbstdruck].
SCHMITT, R. T. (1991): Buntmetallmineralisation im Zechstein 1
(Werra-Folge) des nordwestlichen Vorspessarts
(Großkahl-Huckelheim-Altenmittlau).- Diplomarbeit für das
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[unveröffentlicht].
SCHMITT, R. T. (2001): Zur Petrographie, Geochemie und
Buntmetallmineralisation des Zechstein 1 (Werra-Folge) im Gebiet
Huckelheim - Großkahl (Nordwestlicher Spessart).- Mitteilungen des
Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt
Aschaffenburg Bd. 20, 100 S., 42 Abb. (davon 5 farbig), 23 Tab.,
Hrsg.
vom Naturwissenschaftlichen Verein Aschaffenburg.
SEIDENSCHWANN, G. (1980): Zur pleistozänen Entwicklung des
Main-Kahl-Gebietes.- Rhein-Mainische Forschungen Heft 91,
194 S., 18 Abb., 2 Tab. (ausklappbar), 1 Karte als Beilage,
[Verlag Waldemar Kramer] Frankfurt.
WEINELT, W. (1962): Erläuterungen zur Geologischen
Karte von Bayern 1:25000 Blatt Nr.6021 Haibach.- 246 S., mit 41
Abb.,
4 Tab, 2 Beilagen, Bayerisches Geol. Landesamt München.
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