Gab es in der Eiszeit Gletscher im Spessart?

Die Seite vom
Mineral,
Gestein und
Lebensmittel
Eis.

von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
 

Eiszapfen  Eiskristalle auf Diorit   Eis uas Wasser

Links: Beeindruckende, oft meterlange, schöne Eiszapfen bilden sich im Winter,
wenn das Wasser aus den Felswänden der Steinbrüche des Spessarts austritt
und wegen des Frostes gefriert.
Mitte: Fiederförmige Eis-Kristalle auf Diorit, gebildet beim Austritt feuchter Luft
und tiefem Frost, aufgenommen am 30.1.2011 bei Waldaschaff.
Rechts: Eis als dünne Schicht auf dem Wasser einer Pfütze im Steinbruch,
aufgenommen bei Bessenbach am 26.02.2011.


Eis
          & Sonne
Traumhaft. Kälte, Eis, Schnee & Sonne mit den Spuren der Nacht.
aufgenommen bei Rottenberg am 06.01.2017

Haareis
Der aufmerksame Waldgänger findet nach Regenperioden und anschließendem
Frost an totem Holz gar nicht selten Haareis. Die Entstehung wird durch den Pilz
Rosagetönte Gallertkruste (Exidiopsis effusa (BREF. ex. SACC.) MÖLLER 1895)
verursacht (HOFMANN et al. 2015).
aufgenommen am 18.12.2019

22°-Halo
Auch im Spätsommer kann man bei uns Eis als Halo sehen, wenn auch über den Umweg der Lichtbrechung. Hier sind gleichsinnig eingeregelte, kleine Eiskristalle in der Form von Prismen in etwa 8 - 10 km Höhe die Ursache für die 22°-Halo, als am 06.09.2020 gegen 13 Uhr von Südosten ein Tiefdruckgebiet aufzog, aber nur im Süden Bayerns Regen brachte. Wäre das von Westen gekommen, so ist das "der" Anzeiger für schlechtes Wetter. Aufgenommen in Dettingen a. Main (Karlstein) auf dem Parkplatz des EDEKA-Marktes. Die Erscheinung war für etwa 1 Stunde zu sehen. Der schwarze Fleck bei 2 Uhr ist ein Vogel.



In der Natur kommt Wassereis weit verbreitet und in sehr großen Mengen vor:

auch wenn man davon in unseren Breiten nur im Winter Notitz nimmt. Aber es kann im ganzen Jahr auftreten in fast allem Monaten (außer August) kann die Lufttemperatur selbst am Boden unter den Gefrierpunkt von 0° C fallen. In größeren Höhen der Atmosphäre ist es immer so kalt, dass es zur Bildung von Eis kommt. Der Beweis dafür sind Begungserscheinungen des Sonnenlichtes an Eiskristallen, so wie hier in einem Kreis von 22°.
Halo
Eine 22°-Halo mit der Sonne im Zentrum,
durch die Hand abgedeckt

Die Eiskristalle müssen alle in einer bevorzugten Richtung in der Luft orientiert sein, so dass eine Halo entstehen kann. Wenn dies nur gering ausgeprägt ist, dann sieht man die häufigeren Nebensonnen als helle Flecken neben der Sonne. Anders als beim Regenbogen muss man zur Beobachtung immer gegen die Sonne schauen: Vorsicht, denn man kann sich blenden und am besten deckt man die Sonne mit Handfläche ab. Halos sind nicht so selten wie man denkt und treten meist in hohen, dünnen Wolken auf, wenn das Wetter umschlägt. Solche Beugungserscheinungen sind als Höfe auch um den Mond zu sehen.


Schneekristalle
Schneekristall, ca. 2 mm groß
aufgenommen am 01.01.1986 in Dettingen

Der Name Eis kommt vom Mittelhochdeutschen "is" (wie im heutigen Island - Name!) und ist in unserer Sprache stark vertreten:
Blitzeis • Blockeis • Bodeneis • Eis Eis-1h • Eisabgang • Eisablation • Eisabwehr • Eis-Albedo-Rückkopplung • Eisansatz • Eisaufbruch • Eisbahn • Eisbank • Eisbär • EisbarriereEisbasierEisbaum • Eisbecher • Eisbedeckung • Eisbeil • Eisbein • Eisbekämpfung • Eisberg • Eisbergflotte • Eisbeutel • Eisbewegung • Eisbildung • Eisblänke • Eisblase • eisblau • EisblickEisblink • Eisblock • Eisblume • Eisblumenglas • Eisboden • Eisbohrung • EisbombeEisbonbonEisbosseln • EisbrecherEisbrecherfrage • Eisbrecherflotte • Eisbrei • Eisbrevier  • Eisbruch • Eisbrücke • EisbuchtEisbude • Eiscafe • EISCAT • Eiscreme • Eisdecke • Eisdessert  • Eisdicke • Eisdiele • Eisdienst • Eisdom • Eisdruck • Eisdruck-Strandwälle • eisenEiseicheEiseimerEisente • Eiserzeugung • Eiseskälte • Eisessig • Eisfahrt • Eisfalte • Eisfalter • Eisfarbe • Eisfeld • Eisfische • Eisfischerei • Eisfjord • Eisfläche • Eisflanke • eisfrei • Eisfront • Eisfuchs • EisfußEisfunk • Eisgang • Eisgänger • eisgekühlt • EisgetränkEisgewächs • Eisglas • EisglätteEisgrat • eisgrau • Eisgrenze • Eisgruppe • Eisgürtel • Eishai • Eishaken • EishammerEishang • Eishaut • Eisheilige • Eishochwasser • Eishöhle • Eishorizont • eisig • Eisinsel • Eisjacht • Eisjagdkultur • Eiskaffee • Eiskalotte • eiskaltEiskamin • EiskappeEiskegel • Eiskeil • Eiskeilgenereation • Eiskeilhorizont • Eiskeilnetz • Eiskeilpolygon • Eiskeilpseudomorphosen • Eiskeim • Eiskeller • Eiskern • EiskernbohrungEiskessel • Eisklappe • Eiskliff • Eiskluft • eisklüftigEisklumpen • Eiskockey • Eiskonfekt  • Eiskorn • Eiskörper • Eiskraut • EiskrautgewächseEiskrem • EiskristallEiskübelEiskühlerEiskümmel • Eiskunstlauf • EiskünstläuferEiskunstläuferin • Eiskuppel • Eisküste • Eislagenzählung • Eislast • EislaufEisläuferEisläuferin • eislaufen • EislawineEisler • Eislinsenbildung • Eisloben • Eismächtigkeit • Eismann  • Eismaschine • Eismasse • Eismeer • Eismeerstraße • Eismeerdampfer • „Eismitte“  • Eismonat • Eismond • Eismöwe • EisnadelnEisnagel • EisnebelEisnutzung • Eispalast • Eispapier • EispartikelEispflanze • EispflugEispickel • Eispilz • Eispressung • Eispulver • Eispunkt • Eisrandablagerung • Eisregen • EisrevueEisriese • Eisriesenwelt • Eisrindeneffekt • Eisrinne • Eisruck • Eissalat • Eissäule • Eisscheide • Eisschelf • Eisschicht • EisschiebenEisschießen • Eisschild • Eisschlamm • Eisschlitten • EisschmelzeEisschneide • Eisschnellauf • Eisscholkolade • Eisscholle • Eisschrank • Eisschraube • Eisschubberge • EisschürzeEisschütze • EissegelnEissegelbootEisspat • Eisspeedway • EisspeisenEisspielEissporn • Eissport • Eissprosse • Eisstadion • Eisstalagmit • Eisstalagtit • Eisstand • Eisstausee • EisstauungEissteinEisstock • EisstockschießenEisstoß • EisstromnetzEisstufe • Eissturmvogel • Eissurver • Eistag • Eistanzeistanzen • EistaucherEistechnikEistüte • Eistorte • Eisumschlag • Eisvenen • Eisverbreitung • EisverdunstungEisvergiftungEisverkäufer • Eisverschluß • Eisversetzung • Eisverstärkung • Eisvogel • Eisvorhersage • Eiswarndienst • Eiswasser • Eiswein • Eiswolke • Eiswolle • Eiswürfel • EiswüsteEiszange • Eiszapfen • Eiszeit • Eiszeitalter • Eiszeitkunst • eiszeitlichEiszelle • Eiszerfallslandschaft • Eiszunge • Filchner-Schelfeis • Flankenvereisung • Flankenvereisung • Flockeneis • Flugzeugvereisung • fossiler Eiskeil • Glatteis • GletschereisHaareis • Höhleneis • Inlandeis • Inlandeis • Kammeis • Klufteis • Kunsteisbahn • Landeis • loseisen • Meereis • Milchspeiseeis • Neueis • Packeis • Piccolo-Eiskühler  • Polareis • Preßeisrücken • Randeis • Ross-Schelfeis • Schelfeisküste • Schelfeisrand • Scherbeneis • Seeeis • Speiseeis • Speiseeisbereiter  • Tafeleisberg • Toteislöcher • Treibeis • Vereisung • Wassereis • Welteislehre  • Zwischeneiszeiten  • ......

(Die Aufzählung ist vermutlich nicht vollständig)


Mengenmäßig sind ca. 92 % des Welteisvorrates in der Antarktis und 7 % in Grönland fixiert (zusammen ca. 32 Millionen km³). Der Rest von ca. 1 %  sind dann alle Alpengletscher, alle Eismassen in Spitzbergen, Alaska, Himalaya und aller Schnee im Winter,  .... Deshalb wird in der Antarktis und in Grönland bestimmt, welche Eismenge auf der Erde vorhanden ist.
Und dabei spielt die weitgehend unzugängliche Ostantarktis mit ihren ungefähr 10 Millionen km² die Hauptrolle. Hier liegt das Eis bis zu unvorstellbaren 4.776 m dick! Darunter könnte man die ganzen Alpen verschwinden lassen. Und es hat eine Jahresdurchschnitts-Temperatur von etwa -50° C. Hier - und nicht im sprichwörtlichen Sibirien - ist es mit weitem Abstand am kältesten auf dem Globus.


Großer Aletschgletscher, Schweiz
Der große Aletschgletscher in der Schweiz, mit 15 km³ Eis und 22 km Länge der größte in den Alpen.
aufgenommen im August 1993 

In der Natur auf der Erde gibt es nur eine Sorte Wassereis, das Eis der Strukturvariante Eis-1h. Es kristallisiert hexagonal (Schneestern!) und wird mit zunehmender Kälte immer härter. Im Labor kann man unter Druck und anderen Temperaturen weitere Eisvarianten erzeugen und auf den Planeten des Sonnensystems kommen auch andere Eisvarianten (~phasen) und in einer amorphen Phase vor.

Struktur des Eis
Die Struktur der Eis-1h
(große Kugeln Sauerstoff,
kleine Kugeln Wasserstoff)
Eis ist per Definition ein Mineral (kristalline und natürlich; kann auch als monmineralisches Gestein wie bei den Gletschern auftreten), aber nicht zu sammeln, es sei denn mit dem Fotoappart. Dabei kann es durchaus Sinne machen, statt der üblichen Mineralien sich für die Schönheit der Kälte zu begeistern.

Der verschneite und kalte
        Steinbruch Luftblasen im Eis!
Der verschneite Steinbruch in Hemsbach an einem bitterkalten Tag (08.02.2003) im Winter
und daneben Luftblasen, gefangen in der ca. 15 cm dicken Eisschicht einer Kiesgrube am 04.11.1993.
 

Frischer Schnee (Bildhintergrund) besteht aus den Schneekristallen, die oft schon in der Luft zu Schneeflocken zusammenkleben. Nachdem sie auf den Boden liegen, beginnt eine Metamorphose. Da der Boden wärmer ist, die Luft schnell abkühlt, gibt es ein Temperaturgefälle in der Schneedecke. So verdampft ein Teil der ganz kleinen Schneesterne und der Wasserdampf steigt nach oben und trifft auf die Kristalle an der Oberfläche, wo es insbesondere Nachts sehr kalt werden kann. Hier wachsen die Schneekristalle, wenn es tagsüber kalt bleibt, bis zu cm-großen, federartigen Kristallen heran. Infolge eines immer vorhandenen Verlustes an die Atmosphäre nimmt dabei die Schneedicke ab, ohne dass der Schnee schmelzen muss, er sublimiert einfach.

Wird die Schneeschicht dicker und wird kompaktiert, bildet sich Firn und daraus nach Jahren dann das massive Gletschereis. Ist es dick genug, beginnt es unter dem eigenen Gewicht plastisch zu werden und "fließt".
 

Es gab immer schon kältere und wärmere Phasen der Erdgeschichte. So war das südliche Afrika in der permokarbonischen Eiszeit vergletschert und aus dem Eis ausgeschmolzene Steine ("dropstones" ) fand man in Sedimentgesteinen Thüringens. Vor ca. 2 Millionen Jahren wurde es nach einer langen warmen Periode kälter und es kam zur Bildung von Gletschern in Skandinavien, die bis nach Deutschland reichten. Kältere und wärmere Perioden wechselten sich ab und hinterließen Sedimente, die nach Flüssen benannt wurden. Die letzte Kaltphase (Würm bzw. Weichsel) endete vor ca. 20.000 Jahren und hinterließ bei uns neben den Hangschutten, Felsfreistellungen, Kies und Sand auch den Löss

Im Spessart gab es während der letzten Kaltzeiten keine Gletscher*, sondern nur eine offene und baumlose Tundrenlandschaft ("Kältesteppe") wie im heutigen Nordskandinavien.
Bevölkert von sehr wenigen - oder in den kältesten Phasen keine - Menschen, gab es Mammute, Wollnashörner, Rentiere, Moschusochsen, .... Der Boden war metertief gefroren und taute im Sommer nur gering auf. Dabei wurde der Boden an den Hängen mobil und er kroch talwärts; diese Böden nennt man solifluktiv umgelagert. Über den Wind wurde Staub herangetragen und deponiert, den wir heute Löss nennen.

In den Ton- und Lehmgruben des Spessarts konnten solche glazialen Formen und Spuren überall beobachtet werden. Im Winter froren die Flüsse bis auf den Grund zu und die tauenden Eismassen konnten große Steine transportieren. Sie werden bei Hausbauten und in Kiegruben als "Findlinge" ausgesondert und meist zur Gartengestaltung verwandt. Der größte Teil ist inzwischen durch menschliche Aktivitäten verschwunden.
 
Eis
        Stahlstich
Eisberge im Südpolarmeer. Stahlstich aus LEONHARD (1846:203), entstanden in
einer Zeit als es gerade 20 Jahre her war, dass jemand das Festland der Antarktis
betreten hatte. Die Erforschung begann erst im 20. Jahrhundert. Und das Wissen
um das Wetter dort ist dann erst seit etwa 50 Jahren gewachsen.


Eisberge in Island
Große Eisberge im See Jökulsarlon am riesiegen Gletscher Vatnajökull an der
Südküste von Island - sie erinnern an ein berühmtes Gemälde von
Kaspar David FRIEDRICH. Die Schwärze ist eingeschlossene Vulkanasche,
aufgenommen am 09.08.2002.


Sie sind jetzt aufmerksam und neugierig geworden? Dann hören Sie die noch mehr Fakten zum Eis auf einem Vortrag mit schönen Bildern.

Schnee an Ostern 2008
Wenn man an den frühen Ostertagen 23.03.2008 in die Steinbrüche des Spessarts wollte (wie hier in Sailauf), wurde man von einer dicken Neu-Schneeschicht überrascht, die in den folgenden Tagen noch bis auf ca. 30 cm anwuchs. Trotz der gegenwärtigen Klimadiskussion hält sich das Wetter nicht an kalendarische Regeln und damit einfach chaotisch in weiten Grenzen, so dass es mit der lokalen Vorhersage auch schwierig bleibt. Einmal mehr war der März damit der schneereichste Monat in der Region - und nicht der Dezember mit Weihnachten.
 

Gedanken zum Wetter (was viele Medien mit Klima verwechseln).
Das Wetter ist grundsätzlich chaotisch und damit so schwer vorhersagbar - auch weil es in der Zukunft liegt. Da es keinen Kalender kennt, treten die gewünschten Wetterlagen kaum zur richtigen Zeit auf. Also im November und Anfang Dezember kalt, dann zu Weihnachten wärmer und kein Schnee und zum Jahreswechsel wieder kalt - oder eben auch nicht. Das war früher auch so, wird nur einfach vergessen, das menschliche Gedächtnis kein Recorder ist, der ungefiltert aufzeichnet.


Die Kaltfront vom Jahreswechsel 1978 / 1979  
Im Frühjahr 1978 hatte ich mein erstes Auto gekauft: ein gelber VW-Bus (T2) mit dem luftgekühlten 50-PS-Motor. Und wenn ich konnte, baute ich das Auto zu einem Campingfahrzeug um. Alles in Eigenleistung und das ist infolge der beengten Verhältnissen im Auto eine zeitintensive Bastelarbeit. Dabei hörte ich Radio. So auch zum Jahresende, als man las und hörte, dass eine Kaltfront von Norden auf uns zu rückt. Man hörte im Radio, dass der Wind in den flachen Gebieten Norddeutschlands den Schnee zu meterhohen Verwehungen zusammen treibt und dass die Bundeswehr im Norden Deutschlands Hilfe leistet. Dass ganze Züge "verloren" gingen und keiner wusste, wo die geblieben sind. Es gab ja keine Mobiltelefone. In Nordamerika würde man von einem "Blizzard" (schweren Schneesturm) reden.
Der Main führte etwas Hochwasser. 
Und bei uns regente es immerzu. Dabei muss man wissen, dass bei uns der 30.12. der Tag mit höchsten Regenwahrscheinlich war/ist. Es regente auch am 31.12.1978 weiter. Im Radio hörte ich, dass man in Bad Homburg das Eis von der Oberleitungen der Straßenbahn klopfen musste. Hier regente es weiter und es waren 11° C, als ich gegen 13 Uhr im strömenden Regen zu einer Silvesterfete nach Aschaffenburg fuhr. Mit dem geliehenen Auto meines Vaters. Es wurde wie angekündigt kälter und so ging der Regen am Nachmittag in Schnee über. Und es schneite so stark, dass der Schnee auf dem noch warmen Boden gegen 16 Uhr liegen blieb:  
Kaltfront
Und es wurde kälter und schneite immer weiter. Wir hatten Spaß mit den Mädels, auch mit einem kleinen Feuerwerk zum Jahreswechsel, aber es war einfach zu kalt für draußen - richtiger Frost (es kitzelte in der Nase) und ein schneidend eiskalter Wind blies einem die Schneekristalle auf die Haut. Aber gegen 1.30 Uhr glaubte ich nach Hause fahren zu müssen, denn man wusste nicht, ob der Schnee noch mehr wird. Also suchte ich das Auto an der Straße. Für manche Autos hätte man eine Schaufel benötigt, um die frei zu bekommen. Ich hatte Glück, denn der rote Opel Kadett C Caravan mit dem Kennzeichen AB KS 938 und mit einem Ventilator als Sonderausrüstung(!) war nur etwas mit dem Pulverschnee eingeweht.
Opel Kadett
Es war schneidend eiskalt und ich musste das Auto erst vom Schnee befreien, um fahren zu können. Es sprang an, aber es wurde gar nicht warm im Auto
(1,2 Liter Hubraum und 55 PS; damals fuhr man noch mit verbleitem Benzin). In Kleinostheim waren die Schneeverwehungen auf der B8 so hoch, dass man in Schlangenlinien fahren musste. Es war kein Mensch zu Fuß auf der Straße, ich sah auch kein anderes Auto auf der Fahrt von Aschaffenburg nach Dettingen; alles sah sehr fremd und verweht aus. Zu Hause angekommen, musste ich zunächst den Schnee vor der Einfahrt wegschippen. Und dann klärte der Blick auf´s Thermometer die Beobachtungen: -18° C. Nach dem morgendliche Aufstehen war die Temperatur auf -21° C gefallen, alles war von Schnee bedeckt und es gab Schneeverwehungen. Also in 24 Stunden ein Temperatursturz von knapp über 30 Grad! So was hatte ich vorher nur aus Reiseberichten in Kanada und den USA gelesen.
Dettigen 1.1.1979
So sah die Graslitzer Straße in Dettigen nach dem Hellwerden am Morgen des 01.01.1979 aus. Es gab noch Ford Transit, VW Käfer und Fernsehantennen, keine Schüsseln für Satelliten, auf den Dächern. Alles war steif gefroren und wegen des Feiertages waren auch keine Menschen unterwegs. Aber es gab grundsätzlich keine Probleme, die über das normale Maß eines Winters hinaus gingen; viele hatten ja noch den sehr strengen Winter von 1962/1963 in Erinnerung und Erfahrung damit. Ich machte mit Wanderschuhen, Gamaschen und dick angezogen einen Rundgang um Dettingen. Dann stellte ich einen elektrischen Heizlüfter in den VW-Bus und baute am Bus weiter.
Die kalte Luftmasse rauschte bis in die Alpen. Und bei uns blieb es auch am Tag unter dem Gefrierpunkt, so dass überall Eiszapfen wuchsen. Und auf dem Main musste die Schifffahrt eingestellt werden, weil der Main zufror. Wo nicht, da trieben die Eisschollen vor den Schleusen zu Bergen von Eis zu sammen, so dass auch hier kein Durchkommen mehr war. Nachts rutsche das Thermometer auf die -20° C zu und so blieben Schnee und Eis etwa 3 Wochen lang. So gab es auch eine schöne Seite der Kälte mit vorher nicht gesehenen Phänomenen an Schnee und Eis.
Besonders betroffen waren die Ebenen im Norden Deutschlands, der Niederlande, der DDR und Dänemarks, da der Schnee an allen Hindernissen wie Hecken, Bäumen, Häusern, Straßenbegrenzungen, usw. zu hohen Bergen aufgetürmt wurde. Das stellte die Versorgung schon auf Schwierigkeiten.

7. Februar 2021: eine wesentlich weniger ausgeprägte Kaltfront wiedeholt das. Erneut chaotische Zustände auf den Autobahnen in der Mitte Deutschlands.
Es ist alles vergessen.



Schnee und Eis in den vergangenen Jahren:


2024

Am frühen Morgen des 26.03.2024 sah ich "Nebensonnen" am tief stehenden Vollmond. Leider war die Erscheinung nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Mit dem Smartphone konnte ich kein verwertbares Foto machen - bis ich meine Kamera geholt hatte, war die Erscheinung wieder verschwunden. 


Museum
        Karlstein
Das Museum in Karlstein an der Schulstraße 2: Schneetreiben bei -1 °C führt zu 5 cm Neuschnee und in der Folge zu strengem Frost. Das
Streuen von Tausalz führte dazu, dass Straßen und Gehwege nach wenigen Stunden wieder vom Eis und Schnee befreit waren.
Aufgenommen am 18.01.2024


2022

Eisblumenreif Eisblumenreif
So ein normaler Winter mit Anfang Dezember kalt und dann die weihnachtliche Tauphase kann trotzdem mit schönen
Phänomenen aufwarten. Ich der Nacht regnete es, dann Aufklaren und die Temperatur fällt knapp unter 0 °C, so dass
besonders auf den schnell auskühlenden Autos das Wasser gefriert. Dabei bilden sich vom kältesten Punkt und ausgehend
von Schmutzpartikeln aus sehr flache Kristalle, die aufgrund von Wachstumsstörungen (Schraubenversetzung, Stapelfehler
und eine Art Whisker) in runden Bögen wachsen, bis die sich gegenseitig berühren. Nun könnte man denken, dass das die
Reste der Wischbewegung bei der Autowäsche sein können, aber auch Fahrzeuge, die nie gewaschen werden, zeigen solche
Muster. Darüber hinaus wird durch die sinkende Temperatur aus der Luft die Feuchtigkeit ausgetrieben, so dass auf dem Eis
dann ein nadelig-pelziger Reif wächst (Resublimation). Die Kristallisiationswärme die bei der Bildung des Eises frei wird,
kann auf den Blechflächen gut abgeführtwerden, so dass das Wachstum schnell erfolgt. Nach 1/2 h Sonne war die Pracht
wieder Wasser;
gesehen am 28.12.2022 in Karlstein-Dettingen.


Schnee im April
Nun neigt man zu der Vermutung, dass das Wetter einen Kalender kennt. Dem
ist nicht so, denn am Morgen des 2. April 2022 wurden selbst die Menschen in
den Tieflagen des Untermains von einer bis zu 5 cm dicken Schneeschicht
überrascht. Hier der Blick auf den blühenden Zwetschgenbaum am frühen
Morgen in Dettingen. Dass die Straßen frei blieben, war nur dem Umstand
geschuldet, dass der Boden noch nicht ausgekühlt war.


2021

Schnee im
        April
Schnee im April! Auf einer Bank an der Straßenkreuzung der B26 mit der Straße von Heigenbrücken
nach Weibersbrunn im Spessart liegen bei 0° C etwa 7 cm Neuschnee; 
aufgenommen am 08.04.2021


Eiszapfen
Der lang anhaltende Regen im Janaur 2021 sättigte das Kluftnetz und als der Frost
Anfang Februar kam, wurde das austretende Wasser zu Eis. Infolge der nächtlichen
Kälte von unter -10° C froren alle Tropfstellen zu diecken Eiszapfen, die
auch am Tag nicht abtauten, da die Lufttemperatur nicht über den Gefrierpunkt stieg.
Aufgenommen am 12.02.2021 an der Grube Wilhelmine in Sommerkahl



2020

Aufwachen mit Schnee
Da wacht man am Morgen ganz früh auf - und es schneit. An den Rippen im
Schnee sieht man, dass das Verbundpflaster im Boden noch warm ist, so dass
der Schnee wieder schnell weg taut.
Aufgenommen am 05.12.2020



2017 

Schnee in Hain
Wie so oft: Anfang Dezember Schnee. Die Kreuzung der Bahnstrecke mit der
Bundesstraße 26 südlich von Laufach-Hain am Viadukt,
aufgenommen am 03.12.2017



2016
Eislinsen
Kleine Eislinsen mit strahligem Aufbau als Sublimationsprodukt auf dem Boden;
die einzelnen Disken haben einen Durchmesser von ca. 15 mm,
gesehen auf der Tunnelbaustelle bei Hain am 04.12.2016


Schnee im Wald
Auch wenn im Sommer 2015 ein strenger Winter angekündigt wurde - er kam nicht und schon gar nicht zu Weihnachten. Aber Mitte Januar 2016 fiel der Niederschlag als Schnee und blieb infolge der klaten Luft liegen. Das Bild zeigt einen naturnahen Rotbuchenwald mit Alt- und Fallholz bei Hain, 
aufgenommen am 17.01.2016. 


Mondhalo
Kreisförmiger 22°-Ring, Halo genannt (umgangsprachlich aus als "Hof"
bezeichnet) um den Mond,
aufgenommen in der ägyptischen Ostwüste am 18.02.2016.

Wenn Eiskristalle in großer Höhe (8 - 10 km) von der Luftströmung eingeregelt werden, können sie (farbige) Lichtbrechungserscheinungen hervorrufen. Im Gegensatz zum Regenbogen muss man gegen die Lichtquelle (Sonne, Mond) schauen und dann sind es meist helle Kreise, die man sehen kann. Diese Lichterscheinungen werden als Halo bezeichnet. Je nach der Form der Eiskristalle und deren Orientierung zwischen Beobachter und Lichtquelle können auch mehrere Ringe, Knoten (Nebensonnen) und Kombinationen daraus sichtbar sein. Wenn es zu wenige Eiskristalle sind, dann ist die Lichterscheinung schwach, wenn es zu viele sind, absorbieren die Massen das Licht, so dass es nur unter den seltenen, optimalen Bedingenen klappt. Diese Erscheinungen sind in der Regel meist nur Minuten bis Stunden zu sehen. Sie sind nicht selten, werden aber meist nicht als solche erkannt.


2015

gefrorener
        Schlamm
Fast eine Kunstwerk. Dünnflüssiger Schlamm, bei -3° C gefroren zu einem federartigen Muster in Braun,
aufgenommen am 24.01.2015 auf der Tunnelbaustelle südlich von Hain. 


2014

Schnee am
        Bach
Und trotz der dauerhaften Diskussion um das sich erwärmende Klima gab´s auch 2014 wieder grüne Weihnachten; die Winter der letzten Jahre sind vergessen. Aber am 27.12.2014 zog ein großer Wolkenwirbel über den Westen Deutschlands und hinterließ eine geschlossene Schneedecke - siehe oben am 28.12.2014. Da der nachweihnachtliche Reiseverkehr begonnen hatte, stauten sich die Fahrzeuge auf der Autobahn A3 über den Spessart in beide Richtungen auf 45 km!


2013

Schwarzbachtal mit Reif Reif
Der Winter 2013/14 begann im Spessart mit leichtem Schneefall und Reif - der Nebel wich am 26.11.2013 auch tagsüber nicht und so wuchsen bei
leichtem Frost die Eiskristalle weiter; so wie hier im Schwarzbachtal östlich von Hain i. Spessart.



2013

Eisregen entsteht, wenn eine Warmfront auf bodennahe Kaltluft aufgleitet und der Regen in der kalten Luft gefriert. Sind Kristallisationkeime vorhanden, so bilden die runde Kügelchen oder Graupel. Fehlen diese, dann fällt das unterkühlte Wasser bis zum Boden, um dort schlagartig zu gefrieren.
Beide Niederschlagsphänomene haben massive Auswirkungen auf den Verkehr. Bei entsprechend dicker Eisauflage auf den Straßen kann man weder mit dem Auto fahren noch sich als Fußgänger sicher bewegen (es sei denn, man verwendet Spikes). Auch Flugzeuge können nicht mehr enteist werden und die Bahnen haben Probleme, wenn die Oberleitungen vereist sind.

Eisregen  Eisregen
Nach einer Kälteperiode kam es am Nachmittag, des 20.02.2013 zu einem Eisregen, bei dem der Regen zu kleinen Kügelchen gefror. Links über dem 
durch das Moos durchgepausten Stein eines Verbundpflasters, rechts im Ausschnitt ist der eingelegte Maßstab 1 cm³ groß. Die Besonderheit sind die
2 - 3 mm großen und völlig klaren Eiskügelchen, wie Glasperlen. 

Lohwwald bei
        Offenbach
Die Region Rhein-Main präsentierte sich winterlicher als der Hochspessart,
am Lohwald mit den Eichen bei Offenbach.
aufgenommen am 24.01.2013

Der Grund liegt darin, dass am 20.1.2013 zunächst der Eisregen die Bäume und Sträucher nässte bzw. mit einer dünnen Schichts Eis überkrustete. Dann fielen die Eisperlen (siehe oben), darauf neuerlich etwas Regen und anschließend nochmals ca. 8 cm Neuschnee. Der war erst nass und dann in der Nacht zum Montag pulvrig. Die "klebrige" Unterlage sorgte dafür, dass der Schnee auf allen Zweigen udn Nadeln hängen bzw. liegen blieb. Die Auflage war dauerhaft, während im Hochspessart die Schnee wieder von den Zweigen geweht wurde, weil hier kein Eiseregen fiel. Da der Verbund dauerhaft vom Frost und der Sonne durch Wolken bewahrt wurde, präsentierte sich die tief liegende Region in einem dauerhaften Weiß, welches über eine Woche lang zu sehen war.

Graupel
Überfrorene Graupel, Man erkennt noch Schneesterne, an die sich winzige
Wasertröpfchen angelagert haben, so dass das weiße mehr oder minder
rundliche Eisgebilde wurden, Bildbreite 3 cm.
aufgenommen am 07.02.2013.

Schneefamilie
Das Bauen von Schneemännern hat eine lange Tradition. Hier wurde eine ganze Schnee-Familie erbaut; man beachte die
Schneefrau im Bikini!
Aufgenommen am 24.02.2013 in einem Garten in Rottenberg.


Offenbach Schnee
Das Rhein-Main-Gebiet wurde am Dienstag, den 12.03.2013 von einem großen Niederschlagsgebiet ganz langsam überquert, welches an einem Tag mit heftigem Schneefall und nicht gefrorenem Boden mehr als 15 cm Neuschnee hinterließ. Dies führte in der Schnee nicht gewohnten Region zu chaotischen Verkehrsverhältnissen, so dass man unverständlicherweise in Offenbach und Frankfurt sogar den Bus- und S-Bahnbetrieb einstellte. Es schneite so heftig, dass das ausgstreute Tausalz nicht in der Lage war, den fallenden Schnee bei -3 bis -4 °C  abzuschmelzen, so dass sich auch die viel befahrenen Ausfallstraßen in einem Weiß zeigten. In den Mittelgebirgen der Umgebung war dagegen deutlich weniger Schnee gefallen. Die folgenden Tage waren von starkem nächtlichen Frost mit unter -10 °C geprägt, so dass man durchaus von einem "Märzwinter" sprechen konnte.



2012
Und 2012? Zunächst prognostizierten die Medien mit Verweis auf "Fachleute" noch im Janaur 2012 dass es keinen Kernwinter mehr geben kann! Dann kam der Frost mit bis zu -15° C, viel Sonne und einem kalten Ostwind und hielt mind. 2 Wochen an. Der Main führte Treibeis. Da kein Schnee lag, erwärmte die Sonne den Boden, so dass die Temperaturen tagsüber auf ca. -5° C ansteigen konnten. 


 Eismain 2012 Eis auf dem
        Main
Und am 11.02.2012 war der Main in Aschaffenburg wieder zu gefroren. Nur wenige Stellen blieben aufgrund der Strömung am Tag eisfrei.
Nach zwei Wochen mit Temperaturen von nachts bis -18° C und tagsüber trotz Sonne nur ca. -5° C friert auch der Main zu -
Eis soweit das Auge reicht.


Trotz der gegenteiligen Prognosen begann der Winter 2012/2013 mit Schnee und teils strengem Frost, so dass sich in den Steinbrüchen Eisezapfen ausbildeten.
Eiszapfen
Meterlange Eiszapfen, teils schräg und sich verzweigend in der Wand des Rhyoliths von
Sailauf,
aufgenommen am 13.12.2012 



2011

Haareis
cm-langes Haareis an einem Holzstängel bei Frammersbach,
aufgenommen am 20.02.2011

Haareis kann man in der Regel an Hölzern beobachten. Dazu muss es nach einer Regenperiode einen mäßigen Frost über mehrere Tage geben. Dann wachsen aus dem Holz entlang von Rissen und Poren haarfeine Eisnädelchen von bis zu einigen cm Länge. Die filigranen Gebilde sind sehr empfindlich gegenüber Berührung, Wärme und Sonnenlicht. Dabei wird das im Holz befindliche Wasser aus dem Holz in Eis umgesetzt und infolge der Kapillarkräfte wird so lange Wasser nachgeliefert, bis die Bildung bei zu strengem Frost zum Erliegen kommt. Mit Pilz(myzelien) durchsetzte Hölzer zeigen die Erscheinung besonders gut, da diese größere Mengen Wasser speichern als Hölzer ohne Pilze.
Die Bildung von haarförmigen Kristallen sind aus dem Mineralreich hinreichend bekannt, denn haarförmige Mineralien sind weit verbreitet (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Halit, Gips, Malachit, Amphibole, Kaliumnitrat, gediegen Silber, Antimonit, ...


Eisfall
Eisfall bei Waldaschaff,
aufgenommen am 26.02.2011.
Es ist ein Produkt am Nordhang der Felsen nach tagelangem Frost und fehlender Sonne, so dass das zwischen Bröckelschiefer und Diorit austretende Wasser gefrieren kann. Der "Eiswasserfall" bildete sich während des strengen Frostes Anfang Februar 2012 neben der Autobahn erneut. 


2010

Und 2010?
Nach einem schneereichen Winter 2009/2010 konnte man im Dezember 2010 spüren, dass die langfristigen Wettervorsagen nicht funktionieren. Früh kam der Schnee und blieb zumindest in den höheren Lagen dauerhaft liegen. Kurz vor Weihnachten das übliche Tauwetter und pünktlich zum 24.12.2010 ging der Regen am späten Nachmittag in Schnee über und am 25.12.2010 hatten wir 15 cm pulvrigen Neuschnee im Maintal! Dazu weiter Frost und weiteren Schnee mit herrlichem Schneetreiben. Und die üblichen Begleiterscheinungen: Fußgänger schimpfen über Schnee und Matsch, genervte Autofahrer, "gestrandete" Fluggäste und liegen gebliebene Bahnfahrer. Und alle glauben, dass es mit dem Schnee im menschlichen Handeln ganz normal weiter gehen muss. Hier ist einfach etwas mehr Geduld und Nachsicht notwendig - der Schnee und das Eis haben auch außerhalb der Wintersportgebiete ihre schöne Seiten (z. B. bei einer Wanderung - mit geeignetem Schuhwerk). Aber der Schnee war nur mit Wolken verbunden, wir hatten über 2 Wochen so gut wie keine Sonne. 

Schnee 2010  Schnee
        Dettingen
Links. Der Main bei Dettingen im Schneetreiben am 26.12.2010. Rechts: Die Bundesstraße 8 in Dettingen in Richtung Kleinostheim mit Schnee!



2009  

Treibeis auf dem Main Eisvorhang
Zu Beginn 2009 kam der Winter, wie ihn die "Klima-Panikmacher" in den Medien kaum erwartet haben. Nach einem flächendeckenden Schneefall folgte keine Westfront, die binnen Tagesfrist alles wieder wegtaut, sondern es blieb kalt und wurde noch kälter. In Dettingen zeigte das Minimalthemometer 2 m am 07.01.2009 über dem Boden -18 °C, man kann man Treibeis auf dem Main sehen (siehe oben zwischen Dettingen und Mainflingen), auch tagsüber waren es immer noch -6 °C, mit anhaltender Tendenz. Die Stellen in Steinbrüchen, die ein wenig Wasser führen, werden zu Orten mit schönen Eiszapfen, die auch mehrere Meter lang werden können. Der Schnee schmolz nicht, sondern sublimiert (geht also ohne zu schmelzen in den gasförmigen Zustand über) weg. In den schattigen Ecken wo die Wintersonne nicht hinkommt, wächst der Schnee, da hier die Luftfeuchtigkeit als Eis nieder geschlagen wird. 

Es ist eigentlich klar, aber wie viele Dinge komplex und schwer erklärbar. Wenn die Jahresmitteltemperatur um 0,X °C höher oder niedriger wird, dann ist das die Summenkurve eines Jahres (dann müsste man noch unterscheiden an einem Ort, viele Orte oder gemittelt auf eine bestimmte Fläche, z. B. Deutschland). Einzelne Tage spielen dabei kaum eine Rolle, da es ja bis zum Jahresende 365 Tage sind. Diese Abweichungen sind kaum "fühlbar". Trotzdem werden mit einer frappierenden Regelmäßigkeiten die vergangen Monate als "zu warm" beschrieben und die Mittelwerte dann mit dem Zeitraum verglichen, der zu einem passenden Ergebnis führt. Und es gibt immer einen Zeitraum, für den der Monat, ein Sommer oder ein Winter "zu warm" war. Hier wird nach meiner Meinung kräftig geschönt, was zwar im beschriebenen Fall stimmen mag, aber hingetrickst ist, da man die Vergleichszeiträume willkürlich aussucht.

Eis auf Main in Aschaffenburg 2009
Nach 3 Wochen bitterer Kälte - da werden Erinnerungen an die Werke niederländischer Maler wach. Der Main bei Aschaffenburg am 16.01.2009 von
der Mainbrücke gegen das Schloss gesehen. Das bis zu 30 cm dicke (nach Zeitungsaussagen) Eis war tragfähig und so liefen Menschen übers Eis - man
achte auf den dunklen Streifen quer über den Main (ich wäre da nie drüber gelaufen). Das mit ca. 1 cm Schnee bestäubte Eis bestand zunächst aus Eisschollen,
die dann zusammen gefroren sind (eine Art Eisbrekzie). Zuletzt konnte man dies 1982 und vorher 1980 anschauen. Die Schifffahrt musste eingestellt werden,
da kein Fortkommen mehr möglich war.

Schneeengel
"Schneeengel" mit Halos aus dem Flugzeug auf dem Flug von Mailand nach
Frankfurt,
aufgenommen am 28.04.2009
Das Licht der hoch (über dem Bildrand) stehenden Sonne wird dabei an den waagrecht in der Luft schwebenden Eisplättchen in den Wolken reflektiert (Spiegelung), so dass ein gleißend heller Fleck entsteht, der als Snowangel (Schneeengel, HELLING 2013:82f) bezeichnet wird. Die in der Luft befindlichen Eiskristalle brechen das Licht dieser Erscheinung und erzeugen beiderseits Halos.





*In einem Beitrag in der Zeitschrift "Spessart" von 1980 ist der "Große Stein" in Wenighösbach abgebildet und daneben und darunter steht zu lesen, dass unsere Gegend während der letzten Kaltzeit vom Gletschereis bedeckt war und dass dieser Stein vom Eis hierher transportiert worden wäre (Anonym 1980:3):

Großer Stein
Der Große Stein in Wenighösbach, Kahlgrundstraße bei Haus Nr. 26
aufgenommen am 29.09.2002

Solche Steine, Findlinge genannt, gab es in Nordeuropa und den Alpen, aber nicht im Spessart. Diese Erklärung ist nachweislich falsch, denn wir hatten keine Gletscher, sonder nur einen gefrorenen Boden im Periglazial. 
Bei dem "Stein" handelt es sich um einen Felsen, der am Ort frei gelegt wurde. Es ist ein Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis der Mömbris-Formation. Ähnliche Felsen sind aus Damm und Goldbach bekannt. 




Literatur:
Anonym (1980). Aus dem Jahr 1175 stammt die älteste Urkunde, die Wyngenhosebach erwähnt. Aber schon zwei Jahrtausende vorher wurden bei Wenighösbach Menschen bestattet.- Spessart Monatsschrift des Spessartbundes. Zeitschrift für Wandern, Heimatgeschichte und Naturwissen Heft Juli 1980, S. 3 - 5, 3 Abb., [Druck und Verlag Main-Echo Kirsch & Co,] Aschaffenburg. 
BARRY, ROGER & GAN, THIAN YEW (2011): The Global Cryosphäre. Past, Present and Future.- 472 p., wenige Abb., teils auf Farbseiten, [Cambridge University Press] New York.
BENN, DOUGLAS I. & EVANS, DAVID J. A. (1998): Glaciers & Glaciation.- 734 p,
BENTLEY, W. A. & HUMPHREYS, W. J. (1931): Snow Crystals.- 2nd. Ed., 226 p, Nachdruck der originalen Ausgabe mit 2453 Abb. von Schee- und Eiskristallen, [Dover Pulbic.] New York 1995 BOETZKES, MANFRED, SCHWEITZER, INGEBORG & VESPERMANN, JÜRGEN (Hrsg.) (1999): EisZeit Das große Abenteuer der Naturbeherrschung.- 283 S., Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, zahlreiche Abb., Profile, Karten, Diagramme, [Jan Thorbecke Verlag] Stuttgart
EDMAIER, BERNARD & JUNG-HÜTTL, ANGELIKA (1996): Eisige Welten  Im Kosmos der Minusgrade.- 160 S., BLV-Verlag
FRAEDRICH, WOLFGANG (1996): Spuren der Eiszeit Landschaftsformen in Europa.- 184 S.,
GLASER, RÜDIGER (2001): Klimageschichte Mitteleuropas 1000 Jahre Wetter, Klima und Katastrophen.- 227 S., 71 Abb. als zahlreiche Diagramme, Fotos., Skizzen und Tabellen, [Primus Verlag] Darmstadt. 
HABEL, M. & Wetteronline [Hrsg.] (2018): Wetterextreme. Eine meteorologische Weltreise.- 2. Auflage, 217 S., durchweg großformatige Fotos, [millmari UG Verlag] München.
HELLING, C. (2013): Wolken.- 96 S., viele farb. Abb. als Fotos und Diagramme, [Primus Verlag] Darmstadt. 
HINZ, C. & HINZ, W. (2015): Lichtphänomene Farbspiele am Himmel.- 216 S., sehr viele farb. und großformatige Abb., [Oculum-Verlag GmbH] Erlangen.
HOFMANN, D., PREUSS, G. & MÄTZLER, C. (2015): Evience for biological shaping of hair ice.- Biogeoscience 12, p. 4.261 - 4.273,  
KOBBERT, MAX J.  (2017): Diamant und Schneekristall.- 152 S., 419 überwiegend farbige Abb., mit einer CD-ROM und 3D-Brille im Nachsatz, [Verlag Dr. Friedrich Pfeil] München.
KUHLE, MATTHIAS (1991): Glazialgeomorphologie.- 241 S., 95 Abb., [Wissenschaftliche Buchgesellschaft] Darmstadt
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 218ff, f623f.
MARCINEK, J. & ROSENKRANZ, E. (1988): Das Wasser der Erde  Eine geographische Meeres- und Gewässerkunde.- 318 S.,
NEES, GERHARD & KEHRER, HERMANN (2002): Alzenauer Wetterchronik  Die interessantesten Wetterereignisse in Alzenau, im Kahlgrund und am Untermain von 365 bis 1999.- 531 S., 173 Abb., 19 Tab., 3 Karten, [Reinhold Keim Verlag] Großkrotzenburg
PETRENKO, VICTOR F. & WHITWORTH, ROBERT W. (2002): Physics of Ice.- 373 p., zahlreiche Fig., Tab., [Oxford University Press] Oxford GB
WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF [Hrsg.] (2013): Schnee.- 160 S., zahlreiche Abb., Karten [Wissenschaftliche Buchgesellschaft] Darmstadt. 


Neuschnee auf einem Acker



Maiweg
          Briefmarken
Österreichische Briefmarken mit Schneekristallen aus dem Jahr 2009,
ausgestellt von Niels MAIWEG in einer Ausstellung während der 18.
Mineralienbörse in Ober-Olm bei Mainz am 18.11.2012 (Veranstalter
ist der Georgius Agricola Verein e. V.)


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