Das Naturwissenschaftliche Museum
der Stadt Aschaffenburg

von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
 

Schönborner Hof
Der Schönborner Hof am Kreisel der Wermbachstr. in Aschaffenburg,
aufgenommen am 05.04.2003


Lage
Geschichte
Öffnungszeiten
Bestände
Steingarten


Lage:

Das Naturwissenschaftliche Museum oder Museum für Naturkunde der Stadt Aschaffenburg ist seit 1970 in der westlichen Hälfte des „Schönborner Hofes“ an der Wermbachstraße im Zentrum von Aschaffenburg untergebracht. Das im Stiel der Zeit errichtete, U-förmige und schöne Gebäude wurde im Auftrag von Melchior Friedrich von SCHÖNBORN und seiner Gemahlin Sophia von Boineburg in den Jahren 1673-1681 erbaut (Anonym 1982:3ff). Es ist der einzige Adelshof, der in Aschaffenburg erhalten geblieben ist. Die Stadt erwarb das Gebäude 1832 für 22.000 Gulden. 1833 wurde ein Appellationsgericht (eine Art Berufungsgericht). Bis 1906 befand sich darin ein Lehrerinnenbildungsanstalt, dann Volksschule, Post und Milchküche (Milchsammel- und Verkaufsstelle). Das Gebäude war im Bombenhagel des 2. Weltkriegs stark beschädigt worden, wurde aber in der ursprünglichen Form wieder aufgebaut. 
Im östlich gelegenen Flügel ist das Stadt- und Stiftsarchiv und der Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e. V. mit einer großen, öffentlich zugänglichen und lokal sehr bedeutenden Bibliothek untergebracht.

Adresse:
Naturwissenschaftliches Museum der Stadt Aschaffenburg
Wermbachstr. 15
63739 Aschaffenburg
Tel.: 06021/45610523

 

Geschichte:

Die Sammlung geht auf die Königliche Forsthochschule bzw. Forstlehranstalt (die Einrichtung änderte mehrfach den Namen) in Aschaffenburg zurück, die bereits 1910 nach München verlegt wurde, so dass Aschaffenburg Jahrzehnte keine Hochschule mehr hatte.
Der älteste Teil der Sammlung stammt - soweit nachvollziehbar - von 1832. Nach dem Umzug der Hochschule 1910 blieb ein Teil der Sammlungen in Aschaffenburg und konnte ab 1911 von der Öffentlichkeit besichtigt werden, da die hier verbliebenen Lehrer der Forsthochschule die Sammlung betreuten, was mit dem Naturwissenschaftlichen Verein fortgesetzt wurde.
Folgende Personen haben das Museum aufgebaut und gefördert:
Konservator NOLL
Bg. OECHSNER
Prof. DÖBNER
Dr. FLACH
Dr. HOCK
Hofrat FRÖHLICH
Prof. Dr. SPANGENBERG
Sanitätsrat Dr. SINGER
Prof. DINGLER 
Dr. KITTEL
Prof. KONRAD
Dr. L. v. GRAFF
und andere.

Im 2. Weltkrieg war der Bestand in Soden ausgelagert und zumindest teilweise geplündert. 1950 wurden Teile wieder in der früheren Oberrealschule ausgestellt. Zuwachs erhielten die Bestände durch die Zuführung von privaten Sammlungen, so auch die bedeutende Wanzensammlung von Karl SINGER. Mit dem Abriss des des Gebäudes musste ein neuer Platz gefunden werden, was im Schönborner Hof auch gelang. Seit 1970 sind die Bestände wieder öffentlich zugäng.
Die heute sichtbare Umgestaltung der Einrichtungen erfolgte 1982. Die Bestände wurden seither kontinuierlich ergänzt. Eine Erweiterung ist aufgrund der baulichen Gegebenheiten nicht möglich. Die Bestände wurden vom Naturwissenschaftlichen Verein, der 14.11.1878 gegründet wurde, nach Möglichkeit, erweitert.
Es gibt seit Jahren Pläne, das Museum mit anderen Museen in Aschaffenburg, in einem anderen Gebäude, zusammen zu führen.
 

Bestände:

Im Erdgeschoss ist eine Sammlung zur allgemeinen Naturkunde und Ökologie mit Vögeln, Säugetieren, Pilzen und Pflanzen aus der Region des Spessarts untergebracht. Weiter hat hier der Naturwissenschaftliche Verein seine Bibliothek.

Für Vorträge und Schulungen wurde 2011 ein Raum renoviert und mit einem Beamer ausgerüstet, so dass man hier Vorräge in einer angenehmen Atmosphäre halten kann. Die Einweihung erfolgt am 16.12.2011 im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit dem Oberbürgermeister der Stadt Aschaffenburg und einem kurzen Vortrag über ein Mineral, welches man nicht sammeln und im Museum ausstellen kann: Eis.  

Im 1. Obergeschgoss wird der größte Raum von der systematischen Mineraliensammlung eingenommen. Hier gibt es auch eine Vitrine mit Mineralien aus dem Odenwald und eine Vitrine mit Schmuck- und Edelsteinen. Eine verdunkelte Kabine mit UV-Mineralien rundet das Arrangement ab.
 

systematische
                Mineraliensammlung Arsenate, Wolframate
systematische
                Mineraliensammlung Carbonate
Achate Carbonate: Azurit, Malachit
Ein Blick in die Vitrinen! Silikate

 Im hinteren Teil werden Teile der bedeutenden Insektensammlung ausgestellt.

Gang
Der lange Gang

Der lange Gang ist mit Vitrinen zu folgenden Themen ausgenutzt:
Gesteine des Spessarts mit einer großen Verbreitungskarte,
Fossilien aus allen Erdzeitaltern,
Mineralien aus Bieber mit seinem Bergbau auf Kupferschiefer, hydrothermale Kobalterze und auf metasomatische Eisenerzlagerstätten (1),

Als Besonderheit ist darin neben einem
originalen Taler aus dem Silber von Bieber
als auch ein Kuxschien aus Bieber ausgestellt.

Mineralien aus dem Rhyolith der Hartkoppe bei Sailauf (2),
den Kupfer-, Arsen- und Bleimineralien aus dem Zechstein-Dolomit von Altenmittlau (3)
Altenmittlau-Vitrine
Hier sind die bunten Mineralien des Steinbruches
der Familie SCHMITT in schönen Exemplaren
ausgestellt.

und dem kleinen Kupferabbau der Grube "Wilhelmine" bei Sommerkahl (1).

Die Spezialitäten und der Schwerpunkt des regionalen Museums sind die reichen Bestände an Mineralien und Gesteinsproben aus dem nahen Spessart. Insbesondere gehören zum Inventar geschlossene Sammlungen folgender Lokalitäten:

 

Öffnungszeiten:

Donnerstag-Dienstag von 9 - 12 und 13 - 16 Uhr, Sonntags von 9-12 und 13-16 Uhr, Mittwochs geschlossen.
Eintritt: 1 €

Steingarten:

Auch außerhalb der Öffnungszeiten ist der Steingarten göffnet. Man erreicht ihn, indem man sich nach Osten wendet und das Gebäude nach Norden umläuft. Hier sind zahlreiche, bis zu tonnenschwere Gesteinsblöcke aus dem Spessart ausgestellt und mit Tafeln erläutert:

Steingarten
Von dem Steingarten gibt es ein Faltblatt,
welches im Museum erhältlich ist.
aufgenommen am 05.04.2003
 


Literatur/Führer:

Es gibt z. Zt. leider keinen aktuellen Führer durch die Sammlungen.

Anonym (1982): Mit Melchior Friedrich, ab 1672 Vizedom, werden die Schönborn auch in Aschaffenburg ansässig.- Spessart Jahrgang 1982 Aprilheft 4 1982, S. 3 - 16, 17 Abb., [Druck und Verlag Main-Echo Kirsch & Co.] Aschaffenburg.
HUBER, R. (1970): Während die Nachtigall singt .... -  Spessart Monatsschrift des Spessartbundes. Zeitschrift für Wanderer, Heimategschichte und Naturwissen, Jahrgang 1970, Augustheft Nr. 8 1970, S. 9 - 11, 2 Abb., [Druck und Verlag Main-Echo Kirsch & Co.] Aschaffenburg.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 836f.
SCHMIITTNER, M. (2007): Zwischen Paradiesvögeln und Raubwanzen. Das Naturwissenschaftliche Museum in Aschaffenburg ist ein Erlebnis der besonderen Art.- Spessart Monatszeitschrift für die Kulturlandschaft Spessart 101. Jahrgang, Heft 4 2006, S. 3 - 10, 13 Abb., [Main-Echo GmbH & Co KG] Aschaffenburg.
JENDERKO-SICHELSCHMIDT, I. & MURAWSKI, H. (1987): Die Museen der Stadt Aschaffenburg.- Braunschweig


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