von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Großformatiger, colorierter Grund- und Saigerriss des Bergwerkes
Segen Gottes aus dem Jahr 1782
(angefertigt von Johann Heinrich Karl SCHÖNAUER wegen
Streitigkeiten),
Original im Staatsarchiv in Würzburg (157 x 73 cm; Bestand
Schönborn).
(das Foto wurde von Thomas WEIS, Schneppenbach, zur Verfügung
gestellt)
Lage:
Im nördlichen kristallinen Vorspessart finden sich neben Bieber
weitere Buntmetallvererzungen im Kupferschiefer. Die Grube „Segen
Gottes“ bei Huckelheim liegt auf der TK 5821 Bieber bei R 1800 H
5480 (siehe OKRUSCH et al. 2011, S. 288, Aufschluss 271). Die nur
in geringen Mengen vorhandenen Halden des ehemaligen Bergbaues
(Grube "Segen Gottes") bei Huckelheim liegen (E) zwischen dem
Aelchen (Bachgrund des Querbaches) und der Ziegelhütte.
Die Halden sind bewaldet und wurden in den letzten Jahren (ca.
1984 - 88) von Sammlern "heimgesucht". Fundmöglichkeiten bestehen
auf den außerhalb des Waldes liegenden Äckern, aber ausschließlich
außerhalb der Vegetationsperioden ohne einen Flurschaden
anzurichten. Nun sind fast alle früheren Äcker in Wiesen
umgewandelt worden, so dass es kaum noch Möglichkeiten gibt, auch
nur an Belegstücke zu kommen. Dieses Vorkommen wurde über Jahre
von Thomas WEISS, Schneppenbach unter Mithilfe von R. T. SCHMITT,
Würzburg besammelt und die Funde bestimmt.
Bergbauhistorie:
Die ersten urkundlichen Erwähnungen bergbaulicher Aktivitäten
(sicher Kupferschieferbergbau) in der Region sind aus den Jahren
1454, 1468 und 1479 bekannt; ob bergbauliche Aktivitäten
erfolgten, ist indes nicht sicher. Seit 1666 gehört das Gebiet von
Huckelheim zu den Grafen von SCHÖNBORN. 1719/20 betrieben die
Freiherren von GROSCHLAG aus Dieburg ein Bergwerk in Huckelheim.
1759 wurde der Bergbau auf Kupfer, Blei und Kobalt von den
SCHÖNBORNs wieder aufgenommen. Der Abbau erfolgte im Aehlchen
östlich von Huckelheim. Aus dem Jahr 1771 ist berichtet, dass er
hier neben dem Bergwerk auch eine Schmelze gibt, dessen Schlacken
über lange Zeit der Quell für Mineraliensammler waren.
Typische Schlackenstücke als Folge des Probierens und der
vermutlichen
Smalteproduktion,
Bildbreite ca. 15 cm
Neben den Kupferletten wurde auch ein hydrothermaler Gangbergbau
auf Kobalterze betrieben. Aus dem Kupferschiefer gewann man neben
dem Kupfer auch geringe Mengen an Silber. Von 1782 ist ein schöner
Grund- und Saigerriß erhalten. Der 30jährige Rechtsstreit zwischen
den Schönborn und Kurmainz endete 1789 (in Wien entschieden!) mit
dem Schließen der Gruben, da die schwermetallhaltigen Abgänge aus
den Pochwerken die Fischgewässer verunreinigten (ein früher
Umweltprozess mit einem großen Aktenberg; wie in Bieber). Ob aus
den Kobalterzen Smalte gewonnen wurde, ist nicht überliefert.
In späterer Zeit wurden mehrfach neue Prospektionen durchgeführt,
die aber nie mehr zu einem Kobalt-Bergbau geführt haben.
Es besteht heute kein Zugang mehr zu den untertägigen Anlagen. Leider wurden auch die obertägigen Zeugen des Bergbaues von der Flurbereinigung in den 70er Jahren nahezu völlig getilgt.
Merkwürdigerweise sind sammlerische Belegstücke in den alten (öffentlichen) Sammlungen äußerst selten bzw. nicht vorhanden. Auf dem Mineralienmarkt werden auch keine Stücke aus der Bergbauzeit gehandelt. Aus diesem Grund war es mir bis heute nicht möglich, ein Erzstück mit Kobalterzen (z. B. Skutterudit wie in Bieber) zu untersuchen. Der Grund könnte sein, dass der Bergbau zu einer Zeit erfolgte, in der keine Belegstücke gesammelt worden sind. Und die wenigen Belegstücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert haben die Zeiten und Wirrnisse, besonders der 2. Weltkrieg, nicht überlebt.
Geologie:
Über dem Grundgebirge (besteht aus den Gesteinen der
Mömbris-Formation) ist um Huckelheim das Rotliegende und die
Sedimente des Zechstein sehr mächtig abgelagert. Über dem
Zechsteinkonglomerat findet sich hier der Kupferschiefer (wegen
der tonigen Ausbildung als Kupferletten bezeichnet). Dieser ist
der Erzträger mit den Phasen Tennantit (Träger des Silbers),
Galenit, Chalkopyrit, Arsenopyrit und selten weitere Erze. Daneben
ist Dolomit und Baryt in den Drusenräumen weit verbreitet.
Kupferschiefer mit rundlichen Dolomit-Drusenfüllungen und
Tennantit
(unten rechts),
Bildbreite ca. 3,5 cm
Daneben ist hier eine Gangvererzung mit einer Sprunghöhe von 8 m
erschürft worden. Der mit ca. 80° einfallende, NE streichenden und
bis zu 1 m mächtige Gang bestand aus Baryt mit Skutterudit,
Tennantit, Chalkopyrit und in geringem Umfang auch Bismuterze.
Chalkopyrit als angewitterter Haldenfund,
Bildbreite ca. 1,5 cm
Belegstücke lassen sich ausschließlich auf den Feldern sehr
mühevoll und stark verwittert aufsammeln. Die
Aufschlussverhältnisse sind als sehr schlecht zu bezeichnen.
Mineralogie:
Die Mineralisation ähnelt sehr der aus Bieber, die ja nur wenige
km Luftlinie entfernt liegt. Im Unterschied zu Bieber fehlt hier
jedoch jeglicher Muskovit oder Stücke aus metamorphen Gesteinen
bzw. Quarz. Stücke aus dem Zechstein sind jedoch kaum zu
unterscheiden.
Folgende Mineralien wurden (meist nur als winzige Kristalle oder nur erzmikroskopisch) nachgewiesen:
Blauer Azurit und grüner Malachit auf weißem Baryt
(Bildbreite ca. 2 cm)
Verwachsung von derbem Chalkoppyrit (goldgelb) mit Pyrit
(weißgelb),
dunkle Flecken sind Goethit; (angeschliffen und poliert;
Bildbreite ca. 9 cm)
Glaskopfartiger bis erdiger Goethit mit eingewachsenen
Baryt-Klasten und
etwas Lepidokrokit als idiomorphe Kristalle auf dem Geothit,
(gefunden
um 1990 von Hermann URNER, damals Bessenbach)
Bildbreite 8 cm
Romanechit (schwarz) mit Goethit (braun) und brekziösem Baryt
(weiß),
Bildbreite ca. 2,5 cm
Literatur:
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S. 24ff, [Stahel´sche Buchhandlung] Würzburg.
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63 - 65.
HOCK, J. & WEISS, T. (1992): Ehemalige Grube "Segen Gottes"
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LOIBL, W. (2002): Brunnen- und Bergwerke. Kurmainzische
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Spessart 96, Heft November 2002, S. 4 - 21, 14 Abb.,
[Main-Echo GmbH & Co KG] Aschaffenburg.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G.
HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine.
Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende
Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische,
geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche
Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 622, 727, 566,
732, 719, 153.
LORENZ, J. (2016): Der Kupferschiefer im Spessart.- NOBLE Magazin
Aschaffenburg, Ausgabe 03/2016, S. 64 - 66, 6 Abb.,
[Media-Line@Service] Aschaffenburg.
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OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und
Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer
Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils
farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm)
[Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
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[unveröffentlicht].
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Huckelheim - Großkahl (Nordwestlicher Spessart).- Mitteilungen des
Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg Bd. 20,
100 S., 42 Abb. (davon 5 farbig), 23 Tab., Hrsg. vom
Naturwissenschaftlichen Verein Aschaffenburg.
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