Der kleine Basalt von
Oberbessenbach
im Spessart

von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main


magnetische Feldstärke
Graphische Darstellung der geomagnetischen Vermessung des Basaltes.
(solche Grafiken erstellte man einst mit dem Programm Harvard Graphics in der DOS-Version)







Zusammenfassung:

Der Ein bis damals nicht bekanntes, geringmächtiges Basaltvorkommen wurde 1980 südlich des Bessenbacher Ortsteils Oberbessenbach festgestellt. Es befindet sich nahe einer herzynisch streichenden Störung, innerhalb einer Scholle von Metabasiten, die am Kirschlingsbach anstehen.
Eine absolutes Alter des Basaltes konnte wegen der bereits zu stark fortgeschrittenen Verwitterung nicht ermittelt werden.


Lage:

Die Felsen und weitgehend verwachsene, kleine Schürfe in der Umgebung des Kirschlingsgrabens liegen südlich Oberbessenbach bei Aschaffenburg. Von Oberbessenbach aus fährt man vorbei an der Zeckenmühle man Talaufwärts bis zur Talgabelung (Kirschlingsgraben - Heilmannsfurt), siehe hierzu auch die GK 6021 Haibach, R 351865 H 553300, siehe OKRUSCH et al. 2011, S. 198, Aufschluss Nr. 91).
 

Basalt:

Ein bisher nicht bekanntes, geringmächtiges Basaltvorkommen konnte südlich des Bessenbacher Ortsteils Oberbessenbach festgestellt werden. Es befindet sich nahe einer in der Geologischen Karte eingezeichneten Störung und innerhalb einer Scholle von Metabasiten, die benachbart am Diorit, im Bereich des Kirschlingsgrabens abstehen.

Schon im Sommer 1975 entdeckte JLo einzelne Basaltstücke an der Böschung des ca. 1970 instandgesetzten Waldweges, der vom Kirschlingsgrabenbach zur Heilmannsfurt führt. Sie waren stark verwittert und auf einen kleinen Raum beschränkt. Die große Entfernung zur nächsten Siedlung und keine Ortsfremde Beschotterung der Wege sprachen gegen eine Verschleppung durch Menschen. Da nur wenige Basaltstücke herumlagen und das Anstehende in dem mit Jungwald bestandenem Gebiet nicht aufgefunden werden konnte, geriet die Entdeckung in Vergessenheit ).

Angeregt durch Wi. WEINELT, München, wurde Kontakt mit O. MÄUSSNEST (*19.01.1931 10.11.1983) aufgenommen, der im Odenwald auf dem Messtischblatt Nr. 6120 Obernburg a. Main zahlreiche Vulkanite mittels magnetischer Feldmessungen nachweisen konnte. Er hat dort 9 Vorkommen aufgefunden (MÄUSSNEST 1978). Durch Vermittlung erklärte sich Hans BERCKHEMER (*16.01.1926 23.07.2014) von der Universität Frankfurt, bereit, Messungen zur Lokalisierung des Basaltes durchzuführen.

Bei der hier verwendeten Methode wird die Intensität des erdmagnetischen Feldes gemessen. Diese, vom Erdinnern verursachte Kraft ist nördlich des Polarkreises am grössten, um nach Süden abzunehmen. Am Wendekreis des Steinbocks wird ein Minimalwert erreicht. Von dort steigen die Werte wieder an, um am südlichen Polarkreis erneut ein Maximum zu erreichen. Im Aschaffenburger Raum lag die magnetische Feldstärke bei etwa 47.000 nT (Nano-Tesla); dieser Wert schwankt aber zeitlich und örtlich! Die magnetischen Feldlinien Fallen bei uns unter einem Winkel von ca. 25° ein (Inklination). Befindet sich ein magnetischer  oder magnetisierbarer Körper innerhalb eines nichtmagnetisierbaren Raumes, so wird das Magnetfeld verändert. Diese Veränderung kann mit einer magnetischen Feldwaage oder mit einem Protonen-Magnetometer nachgewiesen werden. Die Magnetiserbarkeit (Suszeptibiltät) ist bei Ultrabasiten und Basalten am größten und bei Sedimentgesteinen wie z. B. bei Kalkstein am kleinsten. Ursache hierfür ist vor allem das sehr häufige Mineral Magnetit. Dieser kommt praktisch in allen Basalten in höherer Konzentration vor, wodurch sich der Basalt von der Umgebung abhebt (Anomalie).

Zum Nachweis des hier gesuchten Basaltes wurde ein Protonen-Magnetometer verwendet. Das sehr teure Gerät ist einfach in der Handhabung und liefert sehr genaue Ergebnisse (digitale Anzeige mit einer Auflösung von 1 nT - Nanotesla). Der gesuchte Basalt konnte sehr schnell lokalisiert werden, da er sich durch eine sehr kleinräumige, aber sehr hohe Anomalität (Maximalanomalität delta Z ca. 100 nT auszeichnet.

Ein kleiner Schurf, angelegt vom Autor, belegte den anstehenden Basalt in ca. 10 cm Teufe, 31 m SE des Punktes 262 westlich der Heilmannsfurt (R 351883 H 553277 der GK 25 Nr. 6021 Haibach). Ein größerer Schurf konnte nicht angelegt werden, da das Vorkommen mitten auf dem Waldweg liegt (siehe Foto). Somit wurden die schon 1975 gefundenen Stücke bei der Erneuerung des Weges aus dem Verband gelöst.

Fundstelle
Die Stelle im Waldweg mit dem Loch und darin der Stiel der Kreuzhacke
am 09.08.1980

Trotzdem kann man aus den gewonnenen Daten schließen, dass es sich um einen kleinen Basaltschlot handelt, der sehr steil einfällt und einen max. Durchmesser von 80 cm hat. Umgeben wird der stark zersetzte Basalt von einem ebenfalls stark zersetzten Amphibolit (am, der GK 25 Nr. 6021 Haibach, WEINELT 1962). Thermische Kontakterscheinungen waren nicht zu erwarten und konnten auch wegen der starken Verwitterung nicht festgestellt werden. Im Innern führte der Basalt rundlich absondernde Partien bis zu einem Durchmesser von 25 cm. Das Bayerische Geologische Landesamt hat davon Proben zum Anfertigen von Dünnschliffen erhalten und nach der mikroskopischen Untersuchung handelt es sich um einen feinkörnigen, an Magnetit reichen Olivin-Plagioklas-Basalt.

Basalt von Oberbessenbach
Stück des Basaltes von Bessenbach (angeschliffen und poliert), außen
stark verwittert, im Innern frisch;
Bildbreite ca. 10 cm

Eine Altersdatierung wurde von H. J. LIPPOLT (Heidelberg) versucht. Sie war aber aufgrund der starken Zersetzung nicht möglich.
 
 

In den in der Umgebung anstehenden Gesteinen konnte um 1975 ein Reihe von typischen Kluftmineralien gefunden werden, wie sie typisch für die hornblendereichen Gesteine des Spessarts sind:
In den meist mit Calcit gefüllten Klüften ist neben Epidot, Aktinolith, Adular, Titanit auch noch Prehnit gefunden worden. Die Zerlegung des sehr harten und zähen Gesteins ist sehr schwer. Inzwischen wurde der grösste Teil der herumliegenden Felsbrocken von der örtlichen Bevölkerung für Trockenmauern und ähnliches abgefahren.

Calcit mit Epidot
Nadelige Epidot-Kristalle mit Adular als Kluftfüllung im Diorit,
Bildbreite ca. 2 cm

Prehnit
Kleine Prehnit-Kristalle als Kruste auf Adular-Kristallen
Bildbreite ca. 14 mm

Joachim Lorenz
Joachim LORENZ beim Zerschlagen von größeren
Gesteinsblöcken mit dem Vorschlaghammer, 
aufgenommen am 01.07.1975

Adular
Weißliche bis farblose Adular-Kristalle als Bestandteil einer Kluft,
Bildbreite 6 mm

Hornblende
Gemeine Hornblende mit einem diagonal durchs Foto verlaufender Riss, bei dem die Hornblende faserig (Asbest) weiter gewachsen ist,
Bildbreite 3 mm

Epidot
Grüner Epidot-Kristall mit Chlorit in einer Druse; der einst diese verschließende Calcit wurde mittels verdünnter HCl aufgelöst,
Bildbreite 3 mm

Chlorit
Wurmförmige Aggregate aus Klinochlor,
Bildbreite 1,5 mm

Allanit
Metamikter Allanit als dunkle Masse mit einer Fortwachsung aus Epidot,
Bildbreite 6 mm
Dabei ist durch die 330 Millionen Jahre anhaltende Strahlung aus dem Uran und Thorium das Kristallgitter so weit zerstört, dass der kristalline Aufbau einem amorphen gewichen ist. Dies erzeugt den
harzigen Glanz.

Prehnit
Prehnit als massive Kluftfüllung eines Risses im Gestein,
Bildbreite 10 mm



Pegmatit-Abbau
Steinbruch
Kleiner Steinbruch zur Gewinnung von Feldspat,
aufgenommen am 20.04.2019
In der geologisch sehr vielfältigen Ecke südlich von Oberbessenbach steht auch ein pegmatitisches Gestein an, welches sehr reichlich Kalifelspat enthält, der zusammen mit Quarz als Rohstoff zumindest kurzzeitig abgebaut wurde. Davon zeugt ein kleiner Steinbruch und eine Zufahrt, die wohl extra dafür gebaut worden ist. Das im Gelände recht unauffällige und leicht zerteilbare Gestein enthält außer verwittertem Biotit keine akzessorischen Minerale. Dies ist typisch für die Pegmatite im Umfeld des Diorits. 

Pegmatit
        angeschliffen
Typischer Pegmatit. Das rissige Gestein enthält verwitterte Biotit-Tafeln;
angeschliffen und poliert,
Bildbreite 12 cm

 

Literatur:

LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 593ff.
MÄUSSNEST, O. (1978): Die vulkanischen Vorkommen des Meßtischblattes Obernburg/Main.- Jber. Mitt. Oberrhein. Geol. Ver., N. F. 60, S. 167 - 173, Stuttgart.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm) [Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
WEINELT, W. (1962): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:25000 Blatt Nr. 6021 Haibach.- S. 67 ff, S. 75 ff, S. 197, München.
WEINELT, W. & LORENZ, J. (1983): Ein neues Basaltvorkommen im südlichen kristallinen Vorspessart.- Aufschluss 34, S. 405 - 406, Heidelberg.


 



Hinweis:
Seit dem 24.05.2003 gibt es einen Europäischen Kulturweg um Oberbessenbach. Dabei wird in einem 12 km langen Weg mit moderaten Steigungen die Landschaft um Oberbessenbach mit einigen Tafeln erläutert. Der Beginn ist an der Kirche (dort ist auch ein Parkplatz vorhanden).

Kulturrundweg
Veranstaltung zur Eröffnung des Kulturrundwegs am 24.05.2003 an der
Kirche in Ober-Bessenbach


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