Der große Autobahn-Aufschluss für die Verlegung
der Autobahn A3 südlich von Waldaschaff  
 im Spessart
 

von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main

  Panoramabild der
          Baustelle
Panoramabild (vom 18.07.2010) des großen Aufschlusses für die zukünftige Aufnahme des Autobahn A3 südlich von Waldaschaff


Bild 2011  Brücke A3
Der fast fertige Einschnitt - wie oben - am 14.05.2011 - und rechts die Fortsetzung des Dammes bis zur neuen Brücke. 

Baustelle
Die Hangsicherungsarbeiten sind beendet, so dass die Trasse jetzt fertig
gestellt werden kann - aufgenommen am 12.06.2011.


Bei den Bauarbeiten wurde ein eindruckvolles Profil erschlossen, welches sich vom Bröckelschiefer bis ins Kristallin erstreckt: 


Die Tiefbaufirma Hohenwarter aus Karlstadt trug zunächst mit vielen LKW und einigen Baggern eine Hangschulter ab, so dass die Autobahn A3 nach Süden zur neuen Brücke verlegt werden konnte. Dazu wurden ca. 200.000 m³ Fels abgetragen und unter anderem zu den Brückenrampen weiter nach Osten verfahren. Die Baustelle war von der früheren A3 zu sehen, konnte aber nur über Waldaschaff angefahren werden.

Hohenwarter
Verladearbeiten im Einschnitt aus Diorit,
aufgenommen am 29.05.2009

Sandstein-Rinne
Hier kann man erkennen, dass in den Bröckelschiefer eingetieft eine (helle) Rinne,
angefüllt von solifluktiv umgelagertem Sandstein, das Problem der Rutschungen 
ausgelöst hat. An der Basis gegen den Tonstein wird das Wasser gestaut, welches 
das Gleitmedium darstellt;
aufgenommen am 14.05.2011.

Der schöne Aufschluss im Bröckelschiefer, der aber nur das Geologenherz höher schlagen lässt, hat in dem strengen und frostreichen Winter 2008/2009 stark gelitten, so dass jetzt nur noch die Sandsteine gut sichtbar sind. Die Tonsteine sind weitgehend zerbröckelt. Der ausgesäte Grassamen ist aufgegangen, so dass die Böschung inzwischen begrünt ist. Von den Tonsteinen ist kaum mehr etwas zu sehen. Sie abgespülten Stücke sind zerbröckelt, deshalb auch der Name Bröckelschiefer:
bröckeliger Bröckelschiefer
Der Name passt zu dem Gestein: zerbröckelter Bröckelschiefer!
Bildbreite ca. 15 cm 

Leider fanden sich bisher nicht die erwarteten und vermuteten Mineralien. Es gibt etwas Calcit in den Klüften und der Basalbrekzie und in den Pagmatiten neben Biotit verbreitet nur Hämatit. Leider kein Turmalin, Granat, usw. Auch die nur ca. 5 cm mächtigen Baryt-Gänge blieben weit hinter den Erwartunge zurück: keine Bismut- oder Kupfersulfide und deren bunte Sekundärprodukte. Und auch keine Klüfte mit Chlorit, Epidot und Aktinolith usw., wie man es von solchen Gesteinen erwarten würde. Epidot gibt es ganz selten, aber nur als dünne, grüne Kluftbeläge so dünn wie Tapeten. Ach so, Titanit; ja den gibt es, aber infolge der Überprägung sind alle Titanite nennenswerter Größe in eine gelbliche Substanz ("Leukoxen") umgewandelt. Die Verwitterung hat weite Teile des Gesteins deutlich angegriffen, so dass kaum "frische" Mineralien gibt. Der Aufschluss müsste 10 m tiefer ausgehoben werden, was leider für die Bundesautobahn nicht notwendig ist.


Bildergalerie:

Sandstein
"geflammeter" Sandstein des Bröckelschiefers, Bildbreite 8 cm
Bröckelschiefer-Profil
Profil des Bröckelschiefers über dem Kristallin, einschließlich einer Basalbrekzie und einem scharfen Übergang zum Kristallin des Diorits,
aufgenommen am 08.07.2009
Pegmatit
Pegmatit im Diorit mit Biotit, Bildbreite ca. 10 cm
Pegmatit-Blöcke
Pegmatit-Blöcke in m³-Größe auf der Baustelle vor dem Zerkleinern. Diese Pegmatite enthalten nur lange, schmale Biotit-Tafeln sogn. "Riemenglimmer",
aufgenommen am 29.05.2009.
Diorit
Bruchfläche des Diorit, Bildbreite 8 cm
auf dem
              Bröckelschiefer
Thomas Mitschke und Joachim Lorenz auf dem Bröckelschiefer, an der Stelle, an der das Profil durch den Bröckelschiefer gelegt wurde
(Foto Jürgen Jung am 21.05.2009)
Migmatit
Migmatitische Partie, Bildbreite 8 cm
Pegmatit
Riesige, rötliche Kalifeldspat-Kristalle im graunen Quarz eines Pegmatits am 29.05.2009,
Bildbreite ca. 1,5 m
Bröckelschiefer
Bröckelschiefer mit grauen, mergeligen, verwürgten Lagen am 26.12.2008,
Bildbreite ca. 2 m
Tonstein
Der "normale" Bröckelschiefer, ein Tonstein, der nach dem Entwässern zerfällt - zerbröckelt, daher der passende Name, aufgenommen am 13.12.2008;
Bildbreite ca. 1 m
Calcit-Gang
Spalte mit Versatz im Diorit, gefüllt von gelblichem Calcit,
Bildbreite ca. 35 cm
Das Gegenstück befindet sich in der Sammlung der Universität Tübingen
Diorit
Diorit mit dunklen, Hornblende-reichen Schollen und einem Pegmatit-Gang am 11.06.2009,
Bildbreite ca. 2 m
Baryt
Weißer Baryt mit Einschlüssen aus feinschuppigem Hämatit,
Bildbreite ca. 8 cm
Baryt-Gang
Geringmächtiger Baryt-Gang mit feinschuppigem Hämatit, anstehend im alterierten Diorit mit dem Geologenhammer als Maßstab.
aufgenommen am 04.04.2009
Aplit-Gang
Aplit-Gang im Diorit, Bildbreite 8 cm
Amphibolit
Amphibolit, Bildbreite 8 cm
dunkle Scholle
Dunkle. amphibolitische Scholle im Diorit, Bildbreite ca. 25 cm
aufgenommen am 23.05.2009
Pegmatit
Pegmatit im Diorit mit einem schwer erkennbarem, wohl metamiken Allanit (rechts
unten im Bild), Bildbreite ca. 25 cm.
Epidot
Ca. 2 cm langer Epidot-Kristall im Calcit, gefunden von W. BEYER,
Waldaschaff
Calcit-Gang
Weißer und brauner Calcit als Gangfüllung - ohne Baryt - im Diorit,
Bildbreite ca. 15 cm
Basalbrekzie
Die waagrecht geschichtete Basalbrekzie (linke Bilddrittel) unter dem Bröckelschiefer und über der einst welligen, hier bogenförmig angeschnittenen Landoberfläche aus einem Diorit, der kleinstückig absondert; Bildbreite ca. 2 m
aufgenommen am 11.07.2009
Biotit
Schwarzer, leicht welliger Biotit in einem Pegmatit,
Bildbreite ca. 10 cm
Epidot als
              Kluftbelag
Kluftfüllung aus einem braungrünen, stängeligen Epidot mit etwas Chlorit, Calcit und Quarz;
Bildbreite ca. 8 cm
Diorit-Bruchfläche
Bruchfläche eines Diorits;
Bildbreite ca. 8 cm
Baustellensee
Baustellensee im Einschnitt der heutigen Trasse, 
aufgenommen am 24.04.2010
Lamprophyr
Bruchfläche eines exotischen Genggesteins aus der Gruppe der Lamprophyre, hier von der Baustelle, stark verwittert,
Bildbreite 8 cm
Augengneis
Sehr schönes Stück eines Gneies mit cm-großen Feldspatporphyroblasten, ausgebildet als "Augengneis",
aufgenommem am 03.06.2010
Granat-Gneis
Granat-Gneis mit cm-großen Granat-Kristallen, leider sehr rissig und verwittert, so dass diese weder Glanz besitzen noch als einzelne Kristalle herausgelöst werden können. Bei dem Granat handelt es sich nicht um Spessartin, sodern um einen Almandin-betonten Granat. Das Gestein ist ähnlich dem bekannten Vorkommen am Grauberg bei Schweinheim.
Bildbreite ca. 20 cm
Baryt-Gang in
              der Elterhof-Formation
Ganz frisch angeschnitten und dann mit Wasser aus einer Pfütze gewaschen: Ein ca. 0,50 m mächtiger Baryt-Gang (siehe Geologenhammer als Maßstab) im Gneis der Elterhof-Formation, schräg einfallend, feinspätig und von alterierten Gesteinbruchstücken durchsetzt;
aufgenommen am 12.09.2010.
Sapropel
Völlig vergruster Diorit (Sapropel) mit dünnen, hellen Quarz- und Aplit-Gängen unter einer Decke aus Hangschutt, vorwiegend aus Buntsandsteinbrocken in einer sandigen Matrix bestehend,
aufgenommen am 12.09.2010.
mobile
              Brechanlage
Im Einschnitt werden die Reste des Gesteins mittels einer mobilen Anlage gebrochen und aufgehaldet,
aufgenommen am 16.04.2011.
Drahtsicherung
Leider mussten die Gesteine der Elterhof-Formation mittels Anker, Spritzbeton und Maschendraht gesichert werden, so dass man die darunter liegenden Felsen nicht mehr sehen kann,
aufgenommen 16.04.2011.
Autobahn
              A3 im August 2011
Ende August 2011 konnten die ersten Fahrzeuge in östlicher Richtung die neue Trasse befahren, was zu einer spürbaren Entspannung in der Baustelle führte;
aufgenommen am 20.08.2011.
fertige A3
Ende Dezember 2011 wurden die beiden, jetzt dreispurigen Streifen frei gegeben. Die Fahrbahnen sind fertig und es müssen 2012 nur noch Restarbeiten beiderseits der Trasse erledigt werden. Der Abschnitt
zwischen Hösbach und der Kauppenbrücke kostete insgesamt 138 Millionen €, davon die neue Brücke alleine 25 Millionen €. Der weitere dreispurige Ausbau der A3 bis nach Würzburg (Biebelried) soll 2020 fertig sein und wird dann zusammen 1,2 Milliarden € gekostet haben.
aufgenommen am 24.12.2011
Calcit-Gang im Diorit
Erst nach 2 Jahren Regen und Frost war dieser Calcit-Gang so weit frei gewaschen, dass man ihn im Anstehenden finden und vermessen konnte; der elektonische Kompass ist 14 cm lang,
aufgenommen am 01.12.2013
Opal im
              Calcit
Weißer Calcit als Drusenfüllung mit eingewachsenem, farblosem Opal
(Hyalith),
Buildbreite 15 mm.


Der einmalige Aufschluss wurde in Zusammenarbeit mit der Autobahndirektion Nürnberg vom Archäologischen Spessartprojekt dokumentiert, bearbeitet und inzwischen veröffentlicht (LORENZ et al. 2012).
Es wurden auch Führungen angeboten:

Führung am 05.07.2009
Sonntag, der 05.07.2009:
Bei "Kaiserwetter", ca. 30 ° C, einem leichten Lüftchen und völlig ohne Schatten trafen sich ca. 130 Interessierte aus einem Umkreis von ca. 70 km zur Führung in der Autobahnbaustelle und lauschten sehr diszipliniert den Ausführungen von Joachim Lorenz, der einen zeitlichen Bogen von 400 Millionen Jahren spannte und dabei die Geschichte aus den Steinen las. Der überraschend große Zuspruch machte die Verwendung eines Megaphons notwendig. Leider konnten dabei kaum Fragen gestellt und beantwortet werden, nur im kleinen Kreis am Ende. Dies zeigt sehr eindrucksvoll, dass ein erhebliches Interesse in der Bevölkerung zu den Steinen im Boden vorhanden ist. Ein Foto der Führung ziert die Seite 274 "Verein für Heimatpflege Waldaschaff e. V." im Buch 100 Jahre Spessartbund.


Literatur:
LORENZ, J., VÖLKER, A., OKRUSCH, M. & JUNG, J. (2012): Die Autobahn-Baustelle der A3 bei Waldaschaff im Spessart: Ein Einschnitt mit Diorit bis Granat-Gneis, Bröckelschiefer, Lamprophyr und Baryt. .- Spessart Monatszeitschrift für die Kulturlandschaft Spessart 106. Jahrgang, Heft September 2012, S. 3 - 13, 25 Abb., [Main-Echo GmbH & Co KG] Aschaffenburg.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 67, 92, 100f, 244, 267, 271, 273, 309, 316, 486, 491, 493, 523 - 525, 544, 546, 548, 588, 590, 592, 607, 615 - 617, 664, 704, 712, 834.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm) [Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
OKRUSCH, M. & WEINELT, W. (1965): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:25000 Blatt Nr. 5921 Schöllkrippen.- 327 S., 53 Abb., 10 Tab., 3 Beil. [Bayerisches Geologisches Landesamt] München.
SIEBEL, W., ERGOLU, S., SHANG, C. K. & ROHRMÜLLER, J. (2012): Zircon geochronology, elemental and Sr-Nd-isotope geochemistry of two Variscan granitoids from the Odenwald-Spessart crystalline complex (mid-German crystalline rise).- Miner. Petrol., 105, 187 - 200, Berlin.


Heute, im Jahr 2023, sieht das alles so aus, als wäre es nie anders gewesen. Die Böschungen sind begrünt, die Felsen mit Cyanobakterien, Flechten, Moosen und inzwischen höheren Pflanzen bewachsen, die Betonteile fangen an zu verwittern und die alte Strecke ist völlig unsichtbar geworden. 



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