Ackerfunde
im und um den Spessart. 

Auf Äckern findet man alles - man muss nur lange genug suchen.


von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main



 
Massel  
Von einem Acker im Taubertal:
Etwa hälftiges Bruchstück einer Massel aus einer eisenhaltigen Vorlegierung,
Bildbreite 9 cm


Ackerfunde!

Neben den Gesteinen und Mineralien des Untergrundes als natürlicher Bestandteil des Bodens kann man auf Äckern so ziemlich alles finden, was Menschen herstellen bzw. herstellten und sich im Wasser nicht auflöst: 

Die meisten Abbildungen oben stammen von Hans LAUDAHN, der Felder begeht.

Nun was für Äcker gilt, gilt im Prinzip auch für Wälder, da viele Wälder auf ehemaligen Äckern stehen. Oder man früher jedwedes Material in den Wälder und dort in Löchern entsorgte. So kam während der Öffnungszeiten des Museums in Karlstein ein Pilze sammelnder Mann zu mir und berichtete, dass er glaube, einen Platz mit einem Rennofen gefunden zu haben. Er zeigte mir verschiedene Eisenteile, die er gefunden hatte. Bei einem Treffen in der Bulau zeigte er mir die Stellen und ich sah, dass man Schlacke, Formsand und die darin befindlichen Gussteile zum Wegebau verwandte. Der schwarze Sand hebt sich von den umgebenden hellen Dünensanden ab. Und die Speiser, Gussnahtabschläge einer Putzerei einer Gießerei sprechen gegen einen Rennofen. Infolge der Lage ist es zu vermuten, dass das aus der nicht weit entfernten Marienhütte in Großauheim stammt und wie man am Bewuchs sieht, auch schon viele Jahrzehnte da liegt.



Silizium Antimon
Typische Gegenstände, die sich auch auf Äckern finden oder die aus Nachlässen dazu führen, dass man glaubt,
dass es sich um Meteoriten handelt. Schwere, Magnetismus und ungewöhnlicher Glanz erzeugen große
Erwartungshaltungen:
Links: Silizium, beschildert als "Ferrosilizium", als typisches Hüttenvorprodukt,
Bildbreite 7 cm.
Rechts: Antimon als kristallines Metall,
Bildbreite 5 cm.
Dies gilt im Prinzip auch für die verbreiteten Legierungsbestandteile und Hüttenvorprodukte: Ferrosilizium, Mangan, Chrom, Zinn, Bariumtitanat, Bismut usw. Es ist mir aber ein Rätsel, wie solche Legierungen und Metalle in die "freie Wildbahn" gelangen, stellen sie doch oft bereits im kg-Maßstab einen nicht unbeträchtlichen Wert dar und werden in Haushaltungen gar nicht gebraucht. Die meisten davon sind auch im normalen Handel nicht in Kleinmengen käuflich zu erwerben. 



Hinweis:
Nun galt bis vor kurzem in Bayern die so genannte Hadrianische Teilung bei "Schatzfunden", was bedeutete, dass Besitzer des Grundstücks und Finder sich den "Schatz" oder seinen Wert teilten. Der Staat war außen vor. Seit August 2022 gilt auch in Bayern das Schatzregal, d. h. dass ein gefundener "Schatz" dem Staat gehört, ohne dass dies eines weiteren Aktes bedarf. Dies war bereits in allen Bundesländern der BRD schon früher eingeführt worden. Finder und Grundstückseigentümer können entschädigt werden (Main-Echo vom 16.08.2022 S. 18).
Die Abgrenzung, was als "Schatz" gilt und damit meldepflichtig ist, ist sicher schwierig. Nach dem was ich gelesen habe, sind Fossilien (und Mineralien) weiterhin keine Schätze, sondern das beschränkt sich auf Denkmäler, d. h. von Menschen geschaffene Gegenstände. Gleichzeitig wurde ein grundsätzliches Verbot für Metallsonden auf eingetragenen Bodendenkmäler eingeführt. 



Steinbeil
Mancher Fund rechtfertigt das Herstellen eines Dünnschliffs, hier von
einem Steinbeilfragment. Das Foto zeigt einen der vielen Amphibole,
Bildbreite 1,42 mm, polarisiertes Licht bei gekreuzten Polarisatoren.


Viele ortsfremde, anthropogene Bestandteile gelangten früher mit den Abfällen ("Misthaufen") auf die Äcker. Ein weiterer Teil wurde verloren. Und ein großer Anteil wurde mit Bodenbewegungen verschleppt oder durch Verlegung der Grenzen gelangten ehemalige Wege in einen Acker. Auch der Eintrag durch Abtragung und Erosion in hügeligen bis bergigen Gegenden ist eine Quelle der Materialverlagerung. Davon bleiben nur die mineralischen und metallischen Anteile erhalten und nur ein geringer Anteil wird wieder gefunden, denn wer geht über einen Acker. 

Dabei spielen seit etwa den 1990er Jahren die Sondengänger eine dominante Rolle. Die Metallsuchgeräte sind relativ preiswert und technisch ausgereift, so dass besonders nach (Edel-)Metallen gesucht werden kann. Die große Verbreitung und die selektive Plünderung von archäologisch und historisch bedeutenden Fundkomplexen führte zu Einschränkungen und Verboten (die im kleinstaatlichen Deutschland noch 17 mal unterschiedlich ausfallen), die aber kaum kontrolliert werden können. Es gibt aber auch seriöse Sondengänger, die Funde dokumentieren und melden. 

Die meisten Funde, die mir zur Bestimmung vorgelegt werden, fallen durch ein hohes spezifisches Gewicht auf. Man vermutet dann oft Meteoriten. Oft sind es ungewöhnliche, vermeintlich ortsfremde Gesteine oder Konkretionen; aber auch Schlacken, Bauprodukte oder Keramiken wie Schleifsteine beim Trowalisieren. Es ist dann eine undankbare Aufgabe, dem Finder oder Erben schonend zu vermitteln, dass es nicht um einen solchen, sondern in der Regel um ein Hüttenprodukt handelt (siehe Abb. ganz oben). 

Pfeilspitze
Seltener Fund einer Pfeilspitze aus norddeutschem Flint (Feuerstein),
schön asymmetrisch gearbeitet und retuschiert. Gefunden 2013 von
Finn WEIGAND auf einem Acker in Dettingen. Dafür benötigt man
schon sehr gute Augen, um ein so kleines Artefakt aus dem Neolithikum
auf der Ackererde erkennen zu können.
Bildbreite 3 cm


Die klassischen Lesesteinhaufen am Rande der Äcker gibt es dagegen kaum noch (Transport war früher aufwändig und damit teuer). Früher hat man die Steine von Hand aus der Ackererde gelesen und am Rande der Felder aufgeschichtet - das war dann der Querschnitt der Gesteine und Mineralien auf der abgesuchten Fläche und eine der Quellen für die geologische Kartierung. Da die Haufen bei der maschinellen Bearbeitung der Felder stören, sind die z. B. zum Wegbau als Schotter abgefahren worden. Bestenfalls sind diese überwachsen und kaum mehr als solche erkennbar.

Da mit dem zyklischen Ablesen des Steine etwas Material im Acker fehlte und damit die Oberfläche ein klein wenig tiefer gelegt wurde, ging der Pflug beim nächsten Pflügen etwas tiefer in die bisher ungestörten Bereiche und sorgte für das Herausheben neuer Steine. Der konnte dann weitere Steine herauslesen. Dies führte über die Jahre beim biologisch denkenden Landwirt dazu, dass man der Meinung war, dass die Steine in den Feldern "nachwachsen" - im Sinne von die Steine würden neu entstehen oder größer werden. Dies trifft auf Konkretionen zu, die aber in der Regel den Steinbestand eines Feldes nicht dominieren. 

Seit einigen Jahren werden auch Ackerflächen mit entsprechenden Maschinen "gesiebt", also entsteint, so dass je nach dem Steingehalt in den Ackerböden schnell größere Massen an Steinen anfallen, die dann zwischengelagert werden, also einen moderne Form des Lesesteinhaufens. Dies geschieht mit Maschinen, die als Steinsammler (oder Steinschwader) bezeichnet werden. Solche Geräte schaffen etliche Tonnen Steine pro Stunde, viel mehr als das Menschen erledigen könnten.

Lesesteinhaufen
Große Lesesteinhaufen aus Sandstein-Brocken, entstanden nach dem
Entsteinen von Äckern bei Volkersbrunn,
aufgenommen am 17.02.2019


Eine weitere, aber für Geologen nicht so schöne Form des Entsteinens ist die Steinfräse. Mit ihr werden die Steine einfach zerkleinert, so dass sie nicht ausgetragen werden und auch kein Volumenschwund an den Ackerflächen auftritt.
Beide Maschinentypen werden als Anbaugeräte für Ackerschlepper gebaut. Nach dem Bearbeiten eines Ackers sind auch alle unentdeckten größeren archäologischen Funde zerkleinert.

Streinfräse
Steinfräse als Anbaugerät an einem Schlepper beim Abtragen der
Sandsteinmassen der Autobahn A3 östlich von Rohrbrunn im Spessart.
Mit der Fräse wurde aus dem weichen Sandstein Feinmaterial erzeugt,
welches man an der Trasse wieder einbaute,
aufgenommen am 06.08.2018




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