Auf Äckern findet man alles - man muss nur lange genug
suchen.
von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Von einem Acker im Taubertal:
Etwa hälftiges Bruchstück einer Massel aus einer eisenhaltigen
Vorlegierung,
Bildbreite 9 cm
Ackerfunde!
Neben den Gesteinen und Mineralien des Untergrundes als
natürlicher Bestandteil des Bodens kann man auf Äckern so
ziemlich alles finden, was Menschen herstellen bzw.
herstellten:
Die Abbildungen oben stammen von Hans LAUDAHN, der Felder begeht.
Viele ortsfremde, anthropogene Bestandteile gelangten mit den
Abfällen ("Misthaufen") auf die Äcker. Ein weiterer Teil wurde
verloren. Und ein großer Anteil wurde mit Bodenbewegungen
verschleppt oder durch Verlegung der Grenzen gelangten
ehemalige Wege in einen Acker. Auch der Eintrag durch
Abtragung und Erosion ist eine Quelle. Davon bleiben nur die
mineralischen und metallischen Anteile erhalten und nur ein
geringer Anteil wird wieder gefunden, denn wer geht über einen
Acker.
Dabei spielen seit etwa den 1990er Jahren die
Sondengänger eine dominante Rolle. Die Metallsuchgeräte sind
relativ preiswert und technisch ausgereift, so dass
besonders nach (Edel-)Metallen gesucht werden kann. Die
große Verbreitung und die selektive Plünderung von
archäologisch und historisch bedeutenden Fundkomplexen
führte zu Einschränkungen und Verboten (die im
kleinstaatlichen Deutschland noch 17 mal unterschiedlich
ausfallen), die aber kaum kontrolliert werden können. Es
gibt aber auch seriöse Sondengänger.
Die meisten Funde, die mir zur Bestimmung vorgelegt
werden, fallen durch ein hohes spezifisches Gewicht auf. Man
vermutet dann oft Meteoriten. Es ist dann eine undankbare
Aufgabe, dem Finder oder Erben schonend zu vermitteln, dass es
nicht um einen solchen, sondern in der Regel um ein
Hüttenprodukt handelt (siehe Abb. ganz oben).
Seltener Fund einer Pfeilspitze aus
norddeutschem Flint, schön assymetrisch
gearbeitet und retuschiert. Gefunden 2013 von Finn WEIGAND
auf einem
Acker in Dettingen. Dafür benötigt man schon sehr gute
Augen, um ein so
kleines Artefakt aus dem Neolithikum auf der Ackererde
erkennen zu können.
Bildbreite 3 cm
Die klassischen Lesesteinhaufen am Rande der Äcker gibt es
dagegen kaum noch (Transport war früher aufwändig und damit
teuer). Früher hat man die Steine von Hand aus der Ackererde
gelesen und am Rande der Felder aufgeschichtet - das war dann
der Querschnitt der Gesteine und Mineralien auf der
abgesuchten Fläche und eine der Quellen für die geologische
Kartierung. Da die Haufen bei der maschinellen Bearbeitung der
Felder stören, sind die z. B. zum Wegbau als Schotter
abgefahren worden. Bestenfalls sind diese überwachsen und kaum
mehr als solche erkennbar.
Da mit dem zyklischen Ablesen des Steine Material im
Acker fehlte und damit die Oberfläche ein klein wenig tiefer
gelegt wurde, ging der Pflug beim nächsten Pflügen etwas
tiefer in die bisher ungestörten Bereiche und sorgte für das
Herausheben neuer Steine. Der konnte dann weitere Steine
herauslesen. Dies führte über die Jahre beim biologisch
denkenden Landwirt dazu, dass man der Meinung war, dass
die Steine in den Feldern "nachwachsen" - im Sinne von
die Steine würden neu entstehen oder größer werden.
Seit einigen Jahren werden auch Ackerflächen mit
entsprechenden Maschinen "gesiebt", also entsteint, so dass je
nach dem Steingehalt in den Ackerböden schnell größere Massen
an Steinen anfallen, die dann zwischengelagert werden, also
einen moderne Form des Lesesteinhaufens. Dies geschieht mit
Maschinen, die als Steinsammler (oder Steinschwader)
bezeichnet werden. Solche Geräte schaffen etliche Tonnen
Steine pro Stunde, viel mehr als das Menschen erledigen
könnten.
Große Lesesteinhaufen aus Sandstein-Brocken,
entstanden nach dem
Entsteinen von Äckern bei Volkersbrunn,
aufgenommen am 17.02.2019
Eine weitere, aber für Geologen nicht so schöne Form
des Entsteinens ist die Steinfräse. Mit ihr werden die Steine
einfach zerkleinert, so dass sie nicht ausgetragen werden und
auch kein Volumenschwund an den Ackerflächen auftritt.
Beide Maschinentypen werden als Anbaugeräte für Ackerschlepper
gebaut.
Steinfräse als Anbaugerät an einem Schlepper
beim Abtragen der Sandsteinmassen
der Autobahn A3 östlich von Rohrbrunn im Spessart. Mit der
Fräse wurde aus dem
weichen Sandstein Feinmaterial erzeugt, welches man an der
Trasse wieder einbaute,
aufgenommen am 06.08.2018
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